Beiträge

Photo: Robin Hood from Flickr (CC BY 2.0)

„62 Superreiche besitzen so viel wie die halbe Welt“, behauptet in dieser Woche die Lobbygruppe Oxfam und macht damit breite Schlagzeilen. Das Vermögen dieser 62 habe in den vergangenen fünf Jahren um eine halbe Billion zugenommen, wohingegen das Vermögen der ärmsten Hälfte der Weltbevölkerung um eine Billion US-Dollar geschrumpft sei. Das hört sich an wie „linke Tasche, rechte Tasche“, so eine Art Nullsummenspiel. Aber haben sich die Reichen wirklich auf Kosten der Armen gütlich getan?

Solche Vergleiche sind beliebt und dankbar, doch sie sind so richtig, wie wenn man sagt, das Aufkommen des Farbfernsehers Ende der 1960er Jahre sei ursächlich verantwortlich für den Rückgang der Geburtenrate in Deutschland. Es wird ein Ursachen-Wirkungs-Zusammenhang hergestellt, der mit der Realität herzlich wenig zu tun hat. Zufall und Notwendigkeit werden vertauscht. Oder anders ausgedrückt: Nicht jede Korrelation ist auch eine Kausalität.

Die Schlagzeile behauptet nicht nur eine wachsende Ungleichheit, sondern es wird auch unterschwellig die Botschaft mitgeschickt, dass Ungleichheit zu Armut führe. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Armut nimmt weltweit seit vielen Jahren ab. Wie die Weltbank mitteilt, lebten 1981 noch 44 Prozent der Weltbevölkerung unter der absoluten Armutsgrenze. Inzwischen hat sich der Anteil auf 12,7 Prozent reduziert. In absoluten Zahlen bedeutet dies, dass 1981 noch fast 2 Milliarden Menschen auf dieser Welt weniger als das absolute Existenzminimum pro Tag zur Verfügung hatten. Eine Generation später zählen 1,1 Milliarden Menschen auf dieser Welt nicht mehr zu den absolut Armen, obwohl die Grenze inzwischen von 1,00 auf 1,90 US-Dollar angehoben wurde und die Weltbevölkerung erheblich zugenommen hat. Allein in China sind über 750 Millionen Menschen aus bitterster Armut aufgestiegen. Die Ursache dafür ist die Globalisierung und der durch die internationale Arbeitsteilung wachsende Welthandel. In den vergangenen 10 Jahren ist das Bruttoinlandsprodukt auf der Welt um 60 Prozent gestiegen.

Die Beseitigung von Armut und die Schaffung von Wohlstand sind nicht durch Umverteilung und die wachsende Besteuerung der „Reichen“ erreicht worden. Wenn das so wäre, dann könnten die Länder mit der größten Vermögensgleichheit, besondere Wohlstandserfolge feiern. Doch Nordkorea gehört unzweifelhaft zu den ärmsten Ländern der Welt. Und auch die DDR ist nicht an ihrer Ungleichheit zugrunde gegangen.

Wohlstand für alle wird also nicht durch eine größtmögliche Umverteilung erreicht, sondern durch eine marktwirtschaftliche Ordnung in einem freiheitlichen Rechtsstaat. Wenn rechtssicher Verträge geschlossen werden können, Eigentum rechtssicher erworben und veräußert werden kann, wenn die Steuern nicht prohibitiv sind und die staatliche Bürokratie moderat ist, dann wird investiert, werden Arbeitsplätze geschaffen, Einkommen erzielt und Wohlstand geschaffen. Dieser Zusammenhang gilt global und ist das Erfolgsrezept der Marktwirtschaft. Sie zu behindern, würde erneut zu Armut und Elend führen. Das ist die Denke vieler Linken. Sie wollen, dass es schlechter wird, damit es „besser“ werden kann. Max Weber hat dies als Gesinnungsethik gebrandmarkt und sein Konzept der Verantwortungsethik dagegengestellt. Dies erfordere jedoch ein „starkes, langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich“. Das gilt auch für die Offenlegung vermeintlicher Kausalitäten.

Photo: DALIBRI from Wikimedia (CC BY-SA 3.0)

Die hessischen Minister Grüttner und Schäfer von der CDU und Al-Wazir von den Grünen haben kurz vor Weihnachten eine Vorschlag für die Verbesserung der Altersvorsorge in Deutschland präsentiert. Ein Deutschland-Fonds, in den alle einzahlen, soll die drohende Altersarmut in Deutschland beseitigen.

Größere Sparanstrengungen des Einzelnen sind tatsächlich notwendig. Der Grund ist, dass EZB-Präsident Mario Draghi den Zins vernichtet hat. Sparen in klassische Zinspapiere, in die überwiegend Lebensversicherungen investieren, sind nicht mehr lohnend. Die zehnjährige Staatsanleihe des Bundes rentiert seit Wochen unter 0,5 Prozent. Das ist besorgniserregend, weil es jungen Menschen die Lebensperspektive im Alter nimmt. Ein heute 30-Jähriger muss, wenn er zusätzlich 1000 Euro Rente mit 67 bis zum 90. Lebensjahr erhalten will, einen Kapitalstock von 600.000 Euro aufbauen. Erzielt sein Sparvorgang in den nächsten 37 Jahren keine Zinsen, muss er dafür monatlich 1400 Euro zur Seite legen. Wären es dagegen vier Prozent, würde seine monatliche Sparanstrengung bereits auf 580 Euro sinken. Letzteres ist für die Allermeisten schon sehr schwierig, Ersteres wohl unmöglich.

Der Vorschlag der drei Minister greift daher ein wichtiges Problem auf. Die Lösung ist jedoch viel zu staatsgläubig. So sollen die Arbeitgeber die Beiträge an die Deutsche Rentenversicherung abführen und diese soll die Beiträge breit, auch in Aktien, anlegen. Schon daran muss man Zweifel hegen. Bislang war die Expertise der Deutschen Rentenversicherung in erfolgreicher Anlagepolitik überschaubar, hat sie doch im Umlagesystem das Geld, das sie eingenommen hat, gleich wieder ausgegeben.

Das Grundproblem der Altersvorsorge in Deutschland ist ihre Komplexität. Zahlreiche Durchführungswege in der betrieblichen Altersvorsorge hemmen Unternehmen, sich damit zu beschäftigen. Riester-Rente und Rürup-Rente sind für den Einzelnen ebenfalls komplizierte Produkte. Sie müssen verrentet, eine Garantie der Beiträge versprochen und in der Steuererklärung bürokratisch veranlagt werden. Eigentlich geht es immer nur um eine Frage: Wie viel darf der Sparer von seinem Ertrag behalten und wie viel muss er an den Staat an Steuern abführen? Das Grundproblem hat mit dem Steuerrecht zu tun und hier mit dessen Jährlichkeitsprinzip. Der Steuerbürger lebt immer nur vom 1. Januar bis zum 31. Dezember eines Jahres. Danach beginnt sein Leben neu, unabhängig davon, ob er sein Einkommen ausgibt – also konsumiert – oder ob er den Konsum in die Zukunft verschiebt – also spart. Das kennen wir zeitlebens nicht anders. Aber es ist dennoch falsch, weil es ungerecht ist. Es behandelt einen gleichen Sachverhalt, das Einkommen, ungleich und verzerrt damit Konsum- und Sparentscheidungen der Bürger. Es darf eigentlich keinen Unterschied machen, ob Einkommen am 31. Dezember eines Jahres erzielt wird oder erst am 1. Januar des Folgejahres. Entscheidend sollte sein, was damit gemacht wird. Es am Konsum festzumachen, wäre daher konsequent.

Besonders deutlich wird dieser Sachverhalt bei langfristigen Sparvorgängen. Ein vereinfachtes Beispiel: Wer heute ein zu versteuerndes Einkommen von 40.000 Euro im Jahr hat und einmalig 1000 Euro zur Seite legt, hat diesen Betrag bereits mit seiner Lohnsteuer versteuert (angenommen wird ein Steuersatz von insgesamt 25 Prozent). Hätte er es nicht versteuern müssen, weil er es nicht heute, sondern erst zu Beginn seines Ruhestandes in 40 Jahren konsumieren will, hätte er 1333 Euro anlegen können. Wir unterstellen, er legt diese 1333 Euro in langlaufende Staatsanleihen an und würde eine Verzinsung von drei Prozent pro Jahr erwarten.

In einer Welt ohne Steuern könnte er zu Beginn seines Lebensabends 4349 Euro erwarten. Investiert er aus versteuertem Einkommen 1000 Euro (1333 Euro – 25 Prozent) und seine jährlichen Zinserträge von drei Prozent werden mit der Kapitalertragsteuer von 25 Prozent pro Jahr (3 – 25 Prozent = 2,25 Prozent) besteuert, dann hat er in 40 Jahren lediglich 2435 Euro angespart. Die Differenz von 1914 Euro sind seine gezahlten Steuern über 40 Jahre. Das entspricht einer steuerlichen Belastung von 44 Prozent. Hätte er heute konsumiert und nicht erst in 40 Jahren, so wäre seine steuerliche Belastung 25 Prozent gewesen. Der Staat fördert den heutigen Konsum und diskriminiert das Sparen.

Die Gerechtigkeitsdebatte fängt beim Steuerrecht an. Wie gespart wird, wann das Geld entnommen wird und wofür, sollte dem Einzelnen überlassen bleiben. Der Steuersatz sollte zu jedem Zeitpunkt gleich sein. Das wäre gerecht. Wer das bezweifelt, leistet Beihilfe zum heimlichen Diebstahl.

Erstmals erschienen in der Fuldaer Zeitung am 16.1.2016.

Photo: Dave from Flickr (CC BY-ND 2.0)

Charles Dickens‘ weltberühmte Erzählung „A Christmas Carol“ von 1843 ist eine fundamentale und zu Herzen gehende Kritik des beginnenden Kapitalismus. Manche Probleme hat der sozialkritische Schriftsteller richtig erkannt. Leider schießt er am Ende aber auf Pappkameraden.

Die Macht der Bilder

Wir Menschen, auch die mehr vergeistigten unter uns, reagieren stark auf Bilder und Erzählungen. Die Botschaften, die sie vermitteln, sind in der Sprache von Akademikern und Intellektuellen oft sperrig und kompliziert. Wenn sie aber mithilfe einer anschaulichen Erzählung transportiert werden, bekommen sie existentielle Plausibilität. Abstrakte Theorien werden dann anschaulich und nachvollziehbar, appellieren an unsere Emotionen, die immer noch einen Großteil unserer Entscheidungen bestimmen. Vielleicht haben Charles Dickens‘ Romane mehr zum Erfolg sozialistischer Ideen beigetragen als die Schriften von Karl Marx.

In seiner Erzählung beschreibt Dickens, wie der Geizhals und Ausbeuter Ebenezer Scrooge mit Hilfe von Geisterbegegnungen in der Weihnacht seinen Lebenswandel radikal ändert. Der erste Geist, der seines verstorbenen Geschäftspartners, führt ihm vor Augen, dass er sein jenseitiges Leben nunmehr in Ketten führen muss, die er sich selbst durch seine Geldgier auf Erden angelegt hat, und warnt seinen alten Kollegen, dass ihm dasselbe Schicksal drohe. Der Geist der vergangenen Weihnacht bringt Scrooge in Erinnerung, welche Chancen auf ein frohes und gutes Leben er durch seine Lieblosigkeit bereits verpasst hat.

Der Geist der gegenwärtigen Weihnacht zeigt dem misanthropischen Geschäftsmann Menschen aus seiner Umgebung – seinen Angestellten, seinen Neffen, seine Nachbarn –, die er allesamt schlecht behandelt hat und die, obwohl zum Teil in elenden Situationen, doch ein frohes Fest im Kreis ihrer Lieben feiern. Der Geist der künftigen Weihnacht schließlich offenbart Scrooge wie sich nach seinem Tod nicht ein Mensch findet, der sein Hinscheiden bedauert. Nach diesen Geisterbegegnungen entschließt sich der alte Mann dann, sein Leben von Grund auf zu ändern. Die Geschichte schließt damit, dass er seinem Angestellten eine kräftige Gehaltserhöhung verpasst.

Das Zerrbild des bösen Unternehmers

Viel Wahres steckt in dieser Geschichte. Geld macht nicht glücklich. So banal diese Aussage klingt: durch unser eigenes Verhalten widersprechen wir dem oft genug. Übrigens machen sich keineswegs nur geldgierige, geizige, böse alte Säcke bisweilen etwas zu viel Gedanken um Geld … Tatsächlich sind Familie, Freundschaften und ein freundliches, zugängliches Wesen oft viel wichtiger, um glücklich zu werden als prall gefüllte Kassen. Leider vergaloppiert sich Dickens allerdings am Ende seiner Reichenschelte.

Ebenezer Scrooge ist nämlich im Rahmen der Erzählung – und erst recht im Kontext von Dickens‘ Gesamtwerk – mehr als nur ein fehlerhaftes Individuum. Er ist vielmehr ein menschgewordenes Klischee. Und auch das nicht etwa ganz allgemein für jeden Geizhals, sondern speziell ein Klischee, ja ein Zerrbild, des Unternehmers. Und das ist der Punkt, wo die Geschichte kippt. Denn mit seiner bildgewaltigen Erzählung bewirkt Dickens auch, dass die Leser subtil den Eindruck vermittelt bekommen: Arme und einfache Leute seien reichen Menschen moralisch überlegen. Nicht aufgrund ihrer persönlichen Qualitäten, sondern weil sie arm und benachteiligt sind.

Nur Individuen sind gut oder böse

Kein Mensch ist gut oder böse wegen seiner Umstände, seines Berufs, seiner Klassen-, Rassen- oder Geschlechtszugehörigkeit: Weder der Flüchtling noch die Managerin, weder die Rollstuhlfahrerin noch der Millionenerbe. Menschen tun Gutes oder Böses. Ihr Handeln definiert sie moralisch und nicht ihre Gruppenzugehörigkeit. Einer der großen Irrtümer des Sozialismus war immer dessen Denken in Klassen. Sobald Menschen pauschal zugeordnet werden, besteht immer die Gefahr, dass man den Angehörigen der einen Gruppe die Rolle der Guten und den der anderen die der Bösewichte zuweist.

Lesen wir Dickens‘ Weihnachtsgeschichte mit leicht korrigierten Augen! Dann können wir tatsächlich etwas lernen darüber, was das Leben schön und wertvoll macht. Behalten wir nur beim Lesen im Hinterkopf, dass auch ein Armer, dass jeder von uns, hartherzig sein kann. Und vor allem auch, dass es viele privilegierte Menschen gibt, die sich ihres Privilegs wohl bewusst sind und es als Verantwortung begreifen. Eine Generation nach Charles Dickens schrieb der reichste Mann seiner Zeit, Andrew Carnegie, den Satz: „Der Mann, der reich stirbt, stirbt in Schande.“ Diese Überzeugung ließ ihn zu einem der bedeutendsten Philanthropen in der Geschichte werden. Schade, dass Dickens nicht mehr erleben konnte, wie seine Erzählungen von der Realität widerlegt wurden.

Photo: emma freeman portraits from Flickr (CC BY 2.0)

Vermutlich haben schon im Alten Ägypten die Menschen über soziale Ungerechtigkeit geklagt. Freilich haben selbst die Ärmeren vor fünfzig Jahren nicht mehr sehr viel gemeinsam mit dem ärmeren Teil der Bevölkerung heute. Der Technik und der Marktwirtschaft sei Dank.

Bittere Armut kann überwunden werden

Der diesjährige Ökonomie-Nobelpreisträger Angus Deaton hat vor zwei Jahren ein Buch geschrieben unter dem Titel „The Great Escape – Health, Wealth and the Origins of Inequality“. Er schildert darin, wie es insbesondere den westlichen Gesellschaften gelang, aus Not, Armut und der Sorge um das tägliche Überleben herauszukommen. Erfreulicherweise ist diese Tendenz inzwischen auch in Schwellen- und Entwicklungsländern zu beobachten. Diese Entwicklung hängt zusammen mit dem zunehmenden Wirtschaftswachstum, aber besonders auch mit dem beständigen und geradezu exponentiellen Fortschritt von Technik und Wissenschaft. Allein schon der medizinische Fortschritt in den letzten 150 Jahren ist atemberaubend.

Echte Armut ist hart und oft genug auch eine Bedrohung der Menschenwürde der Betroffenen. Darum muss man sie bekämpfen, wo man kann. Dass uns das einigermaßen gelingt, kann man etwa daran erkennen, dass sich der Anteil an der Weltbevölkerung, der in extremer Armut lebt (weniger als 1,25 $ pro Tag), von 43,1 % im Jahr 1990 auf 20,6 % im Jahr 2010 reduziert hat. Und das obwohl die Weltbevölkerung in der gleichen Zeit von 5,3 auf 6,9 Milliarden gestiegen ist. Diese extreme Armut finden wir in unseren Breitengraden zum Glück nicht mehr vor. Aber natürlich gibt es auch hierzulande noch viele Menschen, die gezwungen sind, ihre Ausgaben sehr genau zu kalkulieren.

Armut ist nicht nur eine Geldfrage

Und doch ist die Schere zwischen Arm und Reich inzwischen in vielerlei Hinsicht nur noch als Luxusedition vorzufinden. Natürlich definiert sich Armut nicht nur monetär. Aber gerade die Ungleichheits-Kritiker argumentieren ja oft mit entsprechenden Statistiken. Diese Zahlen sind jedoch meist wenig aussagekräftig – wie das bei bloßen Zahlen ja oft der Fall ist. Einen besseren Einblick in die Entwicklungen bekommt man, wenn man sich konkrete Beispiele ansieht. Eine Form, die ökonomischen Veränderungen präziser darzustellen, kann darin bestehen, dass man sich ansieht, wie viele Stunden ein Durchschnittsverdiener für ein bestimmtes Produkt arbeiten musste bzw. muss. Besonders spannend daran ist, dass man auch noch die Qualität der Produkte vergleichen kann. Mithin kann man mit dieser Methode also nicht nur den wirtschaftlichen, sondern auch den technischen Fortschritt visualisieren. Und beides ist substantiell für die Bekämpfung von Armut. Gerade weil sie sich nicht nur in Geld, sondern wesentlich auch in Lebensqualität bemisst.

Hätte ein normal verdienender Handwerker im Jahr 1953 für sich und seine Frau einen Hin- und Rückflug von Düsseldorf nach New York buchen wollen, dann hätte er dafür fast 7800 Stunden arbeiten müssen – dreieinhalb Jahre. Sein Enkel in ähnlicher Position arbeitet dafür gerade einmal 41 Stunden, also etwas mehr als eine Woche. Und auch wenn der Enkel an Bord unter Umständen keinen Whiskey mehr umsonst serviert bekommt, stehen dafür die Chancen gut, dass er den Flug damit zubringen kann, sich auf seinem Tablet Hollywood-Blockbuster im Stream anzusehen.

Die Lebensqualität verbessert sich rapide

Inzwischen gehören in den allermeisten Haushalten Waschmaschinen und Fernseher zur Grundausstattung. Das liegt auch daran, dass sie erheblich günstiger geworden sind. Im Jahr 1967 musste ein Normalverdiener 265 Stunden arbeiten, um sich eine Waschmaschine von Bosch zu kaufen und 455 Stunden für den ersten Farbfernseher von Blaupunkt. Heute arbeitet er 23,5 Stunden für die Bosch-Waschmaschine und etwas mehr als 19 Stunden für den LED-Fernseher von Blaupunkt. Er kann sich aber nicht nur viel rascher die Geräte kaufen (und auch mehr von ihnen). Auch die Qualität hat sich enorm verbessert. Die Waschmaschine geht pfleglicher mit der Wäsche um, verbraucht erheblich weniger Wasser und Strom und auch die Umweltbelastung ist geringer. Der Fernseher hat nicht nur eine Farb- und Tonqualität, die mit der seines Vorgängers vor 50 Jahren eigentlich nicht einmal mehr Ähnlichkeit hat. Man kann mit ihm auch ins Internet gehen, Filme streamen, aus hunderten von deutschen und abertausenden von internationalen Programmen bis zu den ausgefallensten Spartensendern auswählen. Schließlich nimmt er auch noch weniger Platz im Raum ein als sein schwergewichtiger Röhren-Ahne.

Und wenn wir nur eine kürzere Zeitspanne zurückblicken, wird der Vergleich eigentlich noch unglaublicher. Während der Durchschnittsverdiener 1992 noch mehr als 56 Stunden arbeiten musste, um sich das Siemens Koffertelefon leisten zu können (nein, das hatte keine Wählscheibe mehr …), ist der Smartphone-Klassiker Samsung Galaxy S3 Mini heute schon zum Gegenwert von nicht einmal vier Arbeitsstunden zu haben (selbst der Mindestlohnempfänger muss nur etwas mehr als zehn Stunden dafür arbeiten). Dieses Gerät kann aber gleichzeitig als Wecker und als Straßenkarte fungieren, sich mit dem Internet verbinden, Fotos und Videos machen, Musik abspielen und und und … Jede Sechstklässlerin, ja jeder Flüchtling kann sich inzwischen so ein Gerät leisten und sein Leben dadurch substantiell erleichtern.

Die Schere vergolden

Wer Ungleichheit beklagt und die Schere zwischen Arm und Reich wieder und wieder anführt, tut gut daran, die Frage einmal unter dem Aspekt des sich dank technischen Fortschritts und wirtschaftlichen Wachstums beständig erweiternden Konsumspektrums zu sehen. Vom Stand der medizinischen Versorgung bis zur Mobilität, von der Kommunikationstechnik bis zu Zeit und Arbeit ersparenden Haushaltsgeräten: Das Leben ist in den vergangenen Jahrzehnten für alle Menschen um Quantensprünge besser geworden. Wer möchte, dass immer mehr Menschen daran teilhaben können, muss sich für technischen Fortschritt und mehr Marktwirtschaft einsetzen. Damit die Schere zwischen Arm und Reich eines Tages aus Gold ist, mit Diamanten besetzt und mit einem kostenlosen Internetzugang ausgestattet!

Die in diesem Artikel verwendete Methode, Produkte und zu deren Anschaffung nötige Arbeitsstunden über die Jahrzehnte hinweg zu vergleichen, hat der Verfasser erstmals in einem Vortrag des amerikanischen Ökonomen Donald J. Boudreaux kennengelernt. Sein Vortrag findet sich hier. Den Datenvergleich zum Artikel finden Sie hier.

Photo: Maik Meid from Flickr (CC BY-SA 2.0)

Was ist dran am Vorwurf der Linken, die Reichen würden immer reicher? Er stimmt! Doch Ist das schlecht oder ist das sogar gut? Jüngst hat dies die Allianz mit ihrem Global Wealth Report 2015 untersucht. Das weltweite Geldvermögen der privaten Haushalte stieg demnach um 7,1 Prozent auf 136 Billionen Euro. In der Studie heißt es, das seien mehr als alle weltweit börsenregistrierten Unternehmen und sämtliche Staatsschulden. Selbst in Deutschland stieg das Geldvermögen der privaten Haushalte an – um 4,2 Prozent auf 5,2 Billionen Euro.

Doch diese Zahlen sagen so viel aus, wie wenn in China ein Sack Reis umfällt. Sie müssen in den richtigen Zusammenhang gerückt werden. Denn die globale Niedrigzinspolitik der Notenbanken verteilt um. Die Frage ist nur wie und wohin?

Seit dem Jahr 2000, als die Dotcom-Blase weltweit platzte, verachtfachten die wichtigsten Notenbanken ihre Bilanzsumme, um den langfristigen Zins für Schulden künstlich immer noch niedriger zu machen. Sie druckten Geld. Damit erreichten sie zwei Dinge: Erstens wurde die Verschuldung für alle Marktteilnehmer einfacher, billiger und umfangreicher. Und zweitens konnten die Anleger durch die Blasen an den Aktien- und Immobilienmärkten überdurchschnittliche Vermögenszuwächse erzielen. Das billige Geld suchte schlicht Anlagemöglichkeiten. Das Platzen der Immobilienblase in Amerika und in Teilen Europas tat dem globalen Trend keinen Abbruch. Wer dagegen in Zinspapiere anlegte, sah und sieht auch in Zukunft alt aus.

Dem Anstieg des privaten Vermögens steht inzwischen eine globale Verschuldung der privaten Haushalte von rund 35 Billionen Euro gegenüber. Das allein wäre nicht besorgniserregend. Besorgniserregend wird es, wenn die Gesamtverschuldung von Staaten, Unternehmen, private Haushalte und Finanzsektor betrachtet wird. Hier ist die Verschuldung in den vergangen 14 Jahren von 77 Billionen auf nunmehr 178 Billionen Euro (2014) gestiegen. Der Kapitalstock insgesamt zehrt durch diese Art der Ökonomie immer mehr aus.

Kapital ist aber in einer Marktwirtschaft elementar. Wenn Kapital die Voraussetzung für Investitionen ist, Investitionen die Voraussetzung für Arbeitsplätze und Arbeitsplätze die Voraussetzung für Einkommen und Wohlstand sind, dann kann es ja auch nicht falsch sein, wenn Kapital konzentriert ist. Denn Investitionen in Unternehmen erfordern zuweilen viel Kapital. Es muss also in den Händen weniger liegen, damit es seine Wirkung voll entfalten kann. Dies kann in allen prosperierenden Volkswirtschaften beobachtet werden. Die Alternative kann dagegen in sozialistischen Staaten wie Kuba oder Nordkorea tagtäglich besichtigt werden. Dort ist der Kapitalstock weitestgehend aufgebraucht und es herrscht Kapitalmangel. Selbst das Drucken von Geld durch die eigene Notenbank hilft nicht mehr, eine Vermögensillusion aufrechtzuerhalten. Nur die Apparatschiks tragen noch zur Ungleichheit bei, ansonsten geht es allen gleich schlecht.

Vom Reichtum einiger profitieren daher in einer offenen Marktwirtschaft alle. Es gibt nur eine wesentliche Voraussetzung. Die Marktwirtschaft muss Marktwirtschaft sein. Das meint: die Marktwirtschaft muss Vertragsfreiheit ermöglichen und den Erfolg auf der einen Seite, aber auch das Scheitern auf der anderen Seite zulassen. Wer falsche Entscheidungen trifft, die das Unternehmen in die Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit führen, muss Konkurs gehen und ausscheiden. Der Konkurs ist die passgenaue Regulierung, die auch für Staaten und Banken gelten muss. Das erfordert einen Marktzins, der Übertreibungen an Märkten frühzeitig sichtbar macht, ohne dass eine Notenbank den Zins manipuliert. Heute tragen die Notenbanken zum Niedergang der Marktwirtschaft wesentlich bei. Sie verhindern die notwendigen Selektionsprozesse, weil sie eine Verschuldungspyramide geschaffen haben, die die Haftung wesentlicher Marktteilnehmer – des Finanzsektors und des Staates – nicht mehr zulassen. Damit leisten sie der perfidesten Kritik der Linken an der manipulierten Marktwirtschaft Vorschub. Diese lautet: Gewinne werden privatisiert und Verluste sozialisiert. Das ist nicht so ganz von der Hand zu weisen.

Daher darf der Staat den Zugang zum Markt nicht diskriminieren, beeinflussen oder verhindern. Wer Marktmacht hat, dem muss der Konsument diese auch wieder entziehen können, wenn es bessere Alternativen gibt. Und weiter: Es braucht eine Rechtsordnung, die möglichst keine Ausnahmen kennt und für alle gleich ist. Der Große darf nicht besser behandelt werden als der Kleine. Und umgekehrt darf der Kleine nicht vom Gesetz her gehätschelt werden, nur weil er klein ist.

Ludwig von Mises schrieb den Umverteilern in allen Parteien ins Stammbuch:

„Niemand leidet deshalb Not in der Marktwirtschaft, weil es einige Reiche Leute gibt. Die Reichtümer der Reichen sind nicht die Ursache der Armut irgendeines Menschen. Der Vorgang, der einige Leute reich macht, ist im Gegenteil die Folge des Vorganges, durch den die Bedürfnisbefriedigung vieler Leute verbessert wird. Den Unternehmern, Kapitalisten und Technikern geht es nur dann gut, wenn es ihnen gelingt, die Konsumenten in der bestmöglichen Weise zufriedenzustellen.“

Erstmals erschienen bei Tichys Einblick.