Photo: Milo Winter from Wikimedia Commons (CC 0)
Von Dr. Alexander Fink, Universität Leipzig, Senior Fellow des IREF – Institute for Research in Economic and Fiscal Issues und Fabian Kurz, Doktorand der Volkswirtschaftslehre.
Im Jahr 2018 hielten nur etwa 16 Prozent der deutschen Bevölkerung über 14 Jahre Aktien, direkt oder indirekt über Fonds. Aktien eignen sich allerdings für den Aufbau von Beteiligungsvermögen gerade bei geringem Anlageumfang deutlich besser als Immobilien.
Regelmäßig wird über das niedrige Medianvermögen deutscher Haushalte berichtet: „Die meisten Deutschen besitzen weniger als andere Europäer.“ In die Vergleiche werden Ansprüche aus der deutschen gesetzlichen Rentenversicherung und andere Rentenansprüche allerdings in der Regel nicht aufgenommen. Werden diese Ansprüche mit berücksichtigt, ergibt sich ein positiveres Bild. Rentenansprüche haben aber erhebliche Nachteile. Sie sind weniger flexibel und weniger renditestark als Beteiligungsvermögen in Form von Immobilien und Aktien. Wie durch Reformen der Regelungen zur betrieblichen und privaten Altersvorsorge mehr Haushalte Beteiligungsvermögen aufbauen können, das vielseitig einsetzbar ist, diskutieren wir in einem neuen IREF Policy Paper.
Beteiligungsvermögen: hohe Rendite
Beteiligungsvermögen ist vielseitig einsetzbar. Es kann veräußert, beliehen und vererbt werden. Beteiligungsvermögen zeichnet sich darüber hinaus durch unsicherere Erträge aus als Vermögen in Form von festverzinslichen Wertpapieren, hat aber auch eine höhere erwartete Rendite. Von den meisten Personen kann Beteiligungsvermögen am einfachsten mit Aktien und Immobilien aufgebaut werden. Diese beiden Anlageformen haben sich gemessen an der erzielten Rendite über die letzten 150 Jahre als die attraktivsten erwiesen.
Aktien haben dabei im Vergleich zu eigengenutzten Immobilien gewichtige Vorteile. Erstens geht der Kauf von Aktien mit sehr niedrigen Transaktionskosten einher. Zweitens lässt sich das für selbstgenutzte Immobilien bestehende Klumpenrisiko durch eine breite Streuung des Kapitals auf viele Unternehmen aus vielen Ländern und Industrien umgehen.
In der Schmuddelecke: Aktien
Im Jahr 2018 hielten nur etwa 16 Prozent der deutschen Bevölkerung über 14 Jahre Aktien, direkt oder indirekt über Fonds. Mit 20 Prozent erreichte der Aktionärsanteil seinen bisherigen Höhepunkt im Jahre 2001. Anschließend ging es bergab. Vom Dotcom-Crash im Jahre 2000 und dem Schock der weltweiten Finanzkrise 2008/09 scheinen sich die Anleger mittlerweile zwar teilweise wieder erholt zu haben. Trotzdem bleibt die Aktionärsquote niedrig.
Der Anteil der Aktieneigner war in der Gruppe der Haushalte mit einem monatlichen Nettoeinkommen von über 4.000 Euro mit 31 Prozent am höchsten. Bei Haushalten mit einem Monatsnettoeinkommen von unter 1.000 Euro fiel der Aktienanteil mit 4 Prozent am niedrigsten aus.
Daten aus ausgewählten anderen Ländern zeigen, dass Menschen dort deutlich stärker auf Aktien setzen. Gemäß Umfragen hielten in den USA 55 Prozent der Personen 2018 direkt oder indirekt Aktien.
In Schweden hielten 2018 bereits 18 Prozent der Bevölkerung direkt Aktien. Zudem investiert etwa die Hälfte aller Personen ab 15 Jahre in Schweden über einen vom Staat aufgelegten Fonds, der auch nach Renteneintritt mindestens ein Drittel des Kapitals der Anleger in Aktien investiert.
Für die Schweiz gibt es für die Jahre 2000 bis 2010 solide Schätzungen zum Anteil der Personen, die entweder direkt Aktien oder Anteile von hundertprozentigen Aktienfonds halten. 2010, das letzte Jahr für das Daten erhoben wurden, waren es 17 Prozent. Hinzu kommen allerdings noch zum einen Personen, die Mischfonds halten. Zum anderen Personen, die über Pensionskassen Aktien halten, die ab einem Jahreslohn von 21.330 Schweizer Franken für Arbeitnehmer verbindlich sind und derzeit durchschnittlich über 30 Prozent in Aktien investieren.
Für Großbritannien liegen Analysen für die späten 1990er Jahre vor, die den Anteil der Haushalte, die direkt oder indirekt Aktien besitzen auf etwa ein Drittel schätzen. Es ist anzunehmen, dass die Rate im Hinblick auf Personen heute ähnlich hoch ist. Allein 19 Prozent der Personen in der Altersgruppe zwischen 15 und 65 Jahren sind indirekt über Default-Fonds der betrieblichen Altersvorsorge, NEST („National Employment Savings Trust“), in Aktien investiert. Hinzu kommen Personen, die über die betriebliche Altersvorsorge ebenfalls in Aktienfonds investieren, deren Arbeitgeber aber nicht NEST nutzen, und Personen die Aktien, Aktienfonds oder Mischfonds im Rahmen ihrer privaten Vorsorge nutzen.
Klumpenrisiko Immobilie
Neben Aktien lohnten sich als Anlageobjekt gemessen an der erwirtschafteten Rendite in den vergangenen 150 Jahren vor allem Immobilien. Wohneigentum ist aufgrund des Klumpenrisikos risikoreicher als eine gut diversifizierte Aktienanlage. Das gilt insbesondere, wenn die selbstbewohnte Immobilie einen Großteil des Vermögens einer Person ausmacht. Dennoch könnten Sparer in Deutschland die niedrige Aktionärsquote durch eine hohe Wohneigentümerquote kompensieren, um in den Genuss hoher erwarteter Renditen zu kommen. Ein internationaler Vergleich verdeutlicht jedoch, dass dies nicht der Fall ist.
Der Anteil der Bevölkerung, der 2018 in Deutschland in einer eigenen Wohnung oder einem eigenen Haus wohnte, war mit 51,5 Prozent im internationalen Vergleich gering. Unter den OECD-Ländern war die Wohneigentümerquote nur in der Schweiz niedriger, wo allerdings die Quote der direkten und indirekten Aktionäre höher ist als in Deutschland.
Wie die Beispiele Schweiz und Rumänien illustrieren ist die Wohneigentumsquote eines Landes kein verlässlicher Indikator des Wohlstands eines Landes. Dennoch trägt die niedrige Wohneigentumsquote in Deutschland zu einem niedrigen mittleren Vermögen der Haushalte bei.
Eine Verringerung der Transaktionskosten beim Hauskauf durch eine Senkung der nicht zu vermeidenden Grunderwerbsteuersätze und Notarkosten wäre wünschenswert. Die hohen Transaktionskosten halten derzeit einige potenzielle Wohnungskäufer vom Eigentumserwerb ab. Für viele Anleger blieben Immobilien jedoch auch bei niedrigeren Kaufnebenkosten weiterhin ungeeignet für den Aufbau eines gut diversifizierten Portfolios von Beteiligungsvermögen.
Aktien für breite Kreise attraktiv
Aktien eignen sich für den Aufbau von Beteiligungsvermögen gerade bei geringem Anlageumfang deutlich besser als Immobilien. Deshalb ist es umso bedauerlicher, dass in Deutschland Beteiligungsvermögen in Form von Aktien bisher nur eine untergeordnete Rolle bei der Vermögensbildung spielt. Wie mit Hilfe der betrieblichen und der privaten Altersvorsorge mehr Deutsche in den Genuss der Vorzüge von Beteiligungsvermögen kommen könnten, diskutieren wir in einem aktuellen IREF Policy Paper.
Unser Geldsystem ist ein Schneeballsystem, das ständig quasi eine wachsende Anzahl von Teilnehmern benötigt, weil Geld doch bei den Kreditvergaben der Banken aus dem Nichts entsteht und Geld hat doch vor allem nur solange einen Wert wie es gelingt, dass man mit seinem Geld andere Leute findet, die sich mit dem eigenen Bezahlen bei der eigenen Person „verschulden“.
Wir benötigen also Schulden für das Sparen der Einzelpersonen, weil das Geld, das wir ständig zu sparen versuchen, doch ausnahmslos nur als Schuld entstehen kann. Genauso verhält es sich mit dem Geld, mit dem wir ein Einkommen erzielen wollen.
Irgendwo kann es bei einer „endlichen“ Anzahl von Personen in einem Gemeinwesen aber nicht „unendlich“ viele Personen geben, die sich bei der eigenen Person mit ihren Geldausgaben „verschulden“.
Vor allem gibt es bei unserem fehlerhaften Wirtschaftssystem ständig Wachstumszwänge. Aber das, was wirklich wächst, das sind unsere Schulden. Diese wachsen doch zurzeit sehr erheblich schneller als das BIP, weil das System auch gar nicht anders funktionieren kann.
So will doch die „Bilderbergerin“ UvdL nach ursprünglich 3 Bio. EUR jetzt dann doch immerhin noch 1 Bio. EUR für das Klima ausgeben. Aber das viele Geld, mit dem sie doch das Klima retten will, ist doch nicht ohne die Schuldenaufnahme anderer Leute zu bekommen, weil Geld auch gar nicht anders entstehen darf. Würde Geld anders entstehen, dann müsste unser gesamtes Geld kollabieren, weil es ohne Schulden insofern auch kein Geld geben kann.
Jetzt hatte doch Kevin Kühnert unsere Art zu wirtschaften infrage gestellt. Er forderte etwa die Kollektivierung von Unternehmen.
Jetzt behaupten insofern Johannes Vogel und Konstantin Kuhle in Zeit online „Vergemeinschaften? Wer würde dann noch ein Unternehmen gründen.“
Dann fordert die FDP ein Soli Aus oder sie kritisiert die Hinzuverdienst-Regeln bei Hartz IV.
Gleichzeitig gibt es aber auch etwa die Webseite der FDP Herford „Schuldenuhr Herford“.
Dann setzt doch etwa auch NRW Ministerpräsident Armin Laschet auf „Wettbewerbsfähigkeit“. Aber es ist doch bei unserem Wirtschaftssystem nicht der Markt, sondern es ist die Unternehmensgröße und vor allem die Marktmacht, die entscheiden. Aber wir tragen doch unseren Wettbewerb der Marktwirtschaft nicht mit positiven Geldwerten aus. Vielmehr ist unsere vermeintliche Marktwirtschaft ein Fass ohne Boden, weil die Politik doch ständig über den Umweg von noch mehr Schulden insofern neues Geld nachlegt, wenn irgendwo Geld fehlt.
Vor allem werden bei dieser fehlerhaften Praxis ständig allen Bürgern immer mehr später nicht mehr abbaubare Schulden angelastet.
Zu vielen Leuten ist es doch gar nicht bekannt, dass es ohne die Schulden anderer Leute insofern auch kein Geld geben kann.
Herr Dr. Fink sieht es im obigen Beitrag zwar richtig, dass das viele Sparen der Deutschen ein Nullsummenspiel ist. Daher könnten wie er es behauptet, Aktien ein Schritt in die richtige Richtung sein.
Aber die derzeitige Politikpraxis mit dem ständigen künstlichen Generieren von Schulden durch die Allianz von Politik und Banken, vor allem auch mit dem vielen Geld drucken der EZB, die funktioniert so gar nicht, weil wir dadurch, wie es etwa der ehemalige Ifo-Chef Hans Werner Sinn richtig behauptet, enteignet werden.
Vor allem kann doch der Staat seine immer weiter ansteigenden Schulden, wegen der etwas sonderbaren Geldentstehung als Schuld, insofern später gar nicht mehr abbauen, weil jetzt doch ausgerechnet wenige Ultrareiche das viele Geld besitzen, mit dem der Schuldenabbau allenfalls möglich sein könnte.
Jetzt lösen doch die Nationalstaaten ihre Schuldenprobleme dadurch, indem sie dem weltweiten, vor allem auch von den Banken aus dem Nichts geschöpften Finanzkapital besonders gute Standortvorteile anbieten.
So bietet Irland doch US-Konzernen fast völlige Steuerfreiheit an. Ähnlich hat doch jetzt vor nicht ganz so langer Zeit Italien eine Flat-Tax für Ultrareiche eingeführt und dann hat man dort doch jeweils das nationale Schuldenproblem erstmal gelöst. Allerdings werden die jeweiligen Nachbarländer durch ein solches Verhalten umso mehr geschädigt.
In diesem Zusammenhang sagen etwa die Buchautoren Weik & Friedrich:
„Die Krisenverursacher sind die Krisengewinner“
„Die Finanzindustrie, die die Krise verursacht hat, ist sogar Krisengewinner, der wieder mit gigantischen Geldsummen jongliert und im Zweifelsfall von uns gerettet wird.“
Natürlich sind diese Aussagen richtig, aber die Finanzindustrie leistet dann doch auch immer dermaßen hohe Parteispenden an die politischen Parteien, weil sich das Finanzkartell auch alles andere als Finanzlobbyisten in den Parlamenten gar nicht leisten kann.
Gleichzeitig beschäftigen sich immer noch zu viele Bürger unzureichend mit Inhalten.
Etwa auch die New York Times fällt ständig ein vernichtendes Urteil über die Bundesregierung und vor allem über die Kanzlerin:
Times-Korrespondent Steven Erlanger spart nicht mit drastischen Diagnosen: Von einer „Zombie-Koalition“ ist die Rede, Die Bundesregierung sei „unfähig zu handeln und nicht willens zu sterben“; Bundeskanzlerin Merkel sei die „lame duck“ – und Emmanuel Macron mache sich auf, das Führungsvakuum in Europa auszufüllen.
Zu der gesamten Thematik gibt es sehr witzige Zitate:
„Lache nie über die Dummheit der anderen. Sie ist deine Chance.“
Winston Churchill
„Wahrheit ist etwas so Kostbares, dass Politiker nur sehr sparsam damit umgehen.“
Mark Twain
„Nehmen wir an, verehrter Leser, Sie wären ein Idiot, und nehmen wir an, Sie wären Kongressabgeordneter. Aber ich wiederhole mich…“
Mark Twain
„Einen Politiker, der immer die Wahrheit sagt, gibt es nicht. Sonst wäre er nicht Politiker geworden.“
Mark Twain
Geld entsteht durch Geldschöpfung durch die Notenbank und die Girogeldschöpfung der Geschäftsbanken. Bei der Geldschöpfung durch die Notenbank entstehen keine Schulden. Das ist vergleichbar der Auffindung eines Goldklumpen; – bei der Notenbank in Form von Münzen und Scheinen. Diese in Verkehr zu bringen, führt nicht zu Schulden. Weder die Bundesbank noch die Geldempfänger schulden irgendjemand was. Anders kann es bei der Giralgeldschöpfung durch die Geschäftsbanken sein. Bei einem Kredit bucht die Bank eine Forderung gegen den Kreditnehmer und gleichzeitig eine Verbindlichkeit (das Guthaben aus dem Kredit auf dem Girokonto des Kreditnehmers). Bis dahin ist außer Kontoauszüge bedrucken nichts bewegt, nur der Zinslauf beginnt. Bezahlt der Kreditnehmer Geld an einen eigenen Gläubiger auf das Konto der gleichen Bank wird außer Kontoauszüge bedrucken ebenfalls nichts bewegt. Beim Bargeldabheben und bei Überweisungen an Gläubiger mit Bankkonten bei anderen Banken sieht es anders aus. Jetzt ist die Bank des Kreditnehmers mit Geld- oder Kreditressourcen gefordert. Hier beginnt dann tatsächlich das Schuldsystem. Die Bank kann der Zigfache ihres Eigenkapitals an Geld für Kredite schöpfen. Dies wurde mir erst 2010 bekannt. Als die Nullzinspolitik anfing, war ich der Auffassung, die Sparer müssten nur seine Guthaben abheben, dann wäre die Bank erledigt oder sie müsse Zinsen bieten. Wenn jedoch ein staatlicher Mitspieler namens EZB Geld zum Nulltarif unbegrenzt anbietet, können die Sparer nur erfolglos bleiben. Bei einem Vollgeldsystem könnten die Banken nur ihr eigenen Geld und das ihrer Sparer und anderer Kreditgeber verleihen. Ein solcher Regelungsversuch wurde in der Schweiz unternommen. Das Volksbegehren blieb erfolglos.
Hier ein Video von 2:47:00, es ersetzt 3 Semester Volkswirtschaft:
https://www.youtube.com/watch?v=KtGz4-W3twk