Photo: holding graz from Flickr (CC BY 2.0)

Bundesumweltministerin Barbara Hendriks hat in dieser Woche ihr „Integriertes Umweltprogramm 2030“ vorgestellt. Wortmächtig sagte sie: „Unser Lebensstil, unser Konsum, unsere global vernetzte Volkswirtschaft nehmen die natürlichen Ressourcen des Planeten in einem Ausmaß in Anspruch, das Lebens- und Entwicklungschancen in anderen Teilen der Welt gefährdet. Würden alle Menschen auf der Welt so leben wie wir, dann bräuchten wir drei Planeten“. Letzteres wird wahrscheinlich nur notwendig sein, wenn die die SPD-Frau ihre Vorstellungen durchsetzt. Denn nicht die Belastbarkeit des Planeten sollte uns Sorgen machen, sondern die Vorschläge der Ministerin und ihre Fortschrittsskepsis.

Dahinter steckt eine uralte These, die der englische Ökonom Thomas Malthus bereits Ende des 18. Jahrhunderts aufgestellt hat. Er meinte, es sei ein natürliches Gesetz, dass die Bevölkerung schneller wachse, als die Produktion der Lebensmittel und daher der Hunger auf der Welt zunehmen müsse. Er irrte sich, das glatte Gegenteil trat ein. Damals betrug die Weltbevölkerung eine Milliarde Menschen, heute sind es sieben Milliarden. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wächst der globale Wohlstand, die Menge an Lebensmitteln nimmt weltweit zu und der Anteil der absoluten Armut nimmt ab. Der Zustand der Umwelt wird ebenfalls von Jahr zu Jahr besser. Im 19. Jahrhundert war die Kindersterblichkeit in Deutschland 65 Mal höher als heute. Häufigste Todesursache war Durchfall wegen verunreinigtem Wasser. Heute kann jeder gefahrlos Leitungswasser trinken.

Die Zunahme des Wohlstandes und die Bekämpfung der Armut trotz steigendender Weltbevölkerung hat ursächlich mit dem Freihandel zu tun. Der Brite Richard Cobden gilt als einer der Wegbereiter der Freihandelsidee. Er kämpfte erfolgreich Mitte des 19. Jahrhunderts gegen Getreidezölle in England. Dort verhungerten die Menschen, weil die Preise künstlich hochgehalten wurden. Von England aus beflügelte die Freihandelsidee Menschen in ganz Europa und Amerika.

Eine wesentliche Ursache für Umweltschäden und Hunger sind nicht die Marktwirtschaft und der Freihandel, sondern Staatswirtschaft und Abschottung. Heute verhungern Menschen in Afrika und anderen Teilen der Welt, weil zum Beispiel die Europäische Union sich durch Zölle abschottet. Heute leidet die Umwelt in vielen Teilen der Welt, weil unsere Regierungen sich immer wieder in das Handeln von Menschen einmischt. Die Subvention der Windräder in Deutschland tötet Fledermäuse und Greifvögel. Die Subvention von Pelletheizungen und Biokraftstoff in Deutschland vernichtet die Regenwälder in Südostasien und Südamerika. Die Budgethilfen deutscher Entwicklungshilfe für Staaten in Afrika stützt korrupte Systeme und macht diese Länder abhängig von Transferzahlungen aus Deutschland.

Das Rezept der Umweltministerin, um die globalen Probleme zu lösen, ist eine deutliche Stärkung der naturnahen und ökologischen Landwirtschaft. Konkret schlägt sie dazu eine Beschränkung für Intensivhaltungsanlagen, die Erarbeitung einer Stickstoffstrategie und eine Absenkung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln vor. Nein, sie spricht sich nicht für die Anwendung der Gentechnik in der Landwirtschaft aus, damit Pflanzen zur Anwendung kommen, die weniger Pestizide benötigen und dennoch einen hohen Ertrag aufweisen. Sie will, dass der Ertrag in der Landwirtschaft sinkt. Da fragt man sich, wo die in der Umweltpolitik sonst so apostrophierte Vorbildfunktion Deutschlands für die Welt geblieben ist, wenn die Regierung Landwirte dazu zwingt weniger zu produzieren. Wollten wir dieses Modell auf die Dritte Welt ausrollen, bräuchten wir nicht drei sondern zehn Planeten.

Erstmals erschienen am 10.September 2016 in der Fuldaer Zeitung.

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