Von Benjamin Scherp, Praktikant von August bis Oktober 2023, Student der Politikwissenschaft und freier Mitarbeiter beim Göttinger Tageblatt.

Zwei Tage voller Input von liberalen Überzeugungstätern aus Gesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Journalismus liegen nach der zweiten Auflage des Open Summit am 29. und 30. September hinter uns. Rund 170 begeisterte junge Menschen ließen sich von dem vielfältigen Geist der Freiheit durch die Berliner Humboldt-Universität treiben.

Der Open Summit hat gezeigt, dass auch freiheitliche Ideen und der Liberalismus anstecken können, und sich viele Menschen für diese Geisteswelt begeistern. Für die Referenten, Panel-Teilnehmern und auch unser Team lag der Fokus ganz auf Lösungsansätzen und dem Do It Yourself-Ethos statt auf Schwarzmalen und Weltuntergangsstimmung.

Unterschiedlichste Personen, langjährige Freunde der Heimat der Freiheit aber auch viele interessierte neue liberale Sympathisanten, hatten beim Open Summit jedoch nicht nur die Möglichkeit, vielfältigen freiheitlichen Input von Experten zu bekommen. Für die Teilnehmer war es auch die Möglichkeit, sich mit anderen freiheitlichen Geistern zu vernetzen. Die zweite Auflage des Open Summit war damit ein wichtiges Zeichen für die vielen jungen liberalen Köpfe und Herzen, dass sie nicht allein sind.

Der Freitagabend stand ganz im Zeichen des „Entrepreneuership“. Als Keynote-Speaker und Moderator des Abends konnten wir mit Sam Bowman den Mitgründer des Online-Magazins Works in Progress gewinnen. Sam führte nach seiner Rede durch die Podiumsdiskussion zum Thema des Abends. Die Panel-Teilnehmer stellten ihre Unternehmen vor, die kaum unterschiedlicher hätten sein könnten, aber eines gemeinsam haben: Sie wollen die Welt mit ihren Ideen ein Stück besser machen. Mariana de la Roche präsentierte die IOTA Foundation, welche sich auf Blockchain spezialisiert. Oscar Zollmann Thomas stellte Formo vor, ein Unternehmen, das Käse aus Mikroorganismen entwickelt. Mit Opinary arbeitet Cornelius Frey an Abstimmungstools für Websites. Nach den Vorstellungen gab es noch genug Zeit für die Gäste, sich untereinander zu vernetzen und sich bei einem kalten Getränk näher kennenzulernen.

Früh am Samstagmorgen wurde der Tag des prall gefüllten Hauptprogramms bei Kaffee und Frühstückshäppchen eingeläutet. Nachdem Florian A. Hartjen und Clemens Schneider den Tag eröffneten, begann das erste Panel des Tages. Moderiert von Harrison Griffiths sprachen Salpi Özgür, Leiterin der Freedom and Citizenship Association aus der Türkei, und Zoltan Kesz, ehemaliger ungarischer Parlamentarier, über Probleme der offenen Gesellschaft in ihren Heimatländern.

Im Anschluss folgten Workshops, welche die Möglichkeit boten, sich mit einer Vielfalt an Themen tiefergehend zu beschäftigen. Claudia Langer stellten das Projekt der „Imagine Foundation“ vor und erklärte, wie Einwanderung vernünftig und jenseits staatlicher Planung funktionieren kann. Philipp Neudert sprach in seinem Workshop über „The Dawn of Everything“ von David Graeber und David Wengrow, ihre Auffassung von Freiheit und die Auswirkungen auf liberales Denken und Politik. Cvetelina Todorova diskutierte mit den Teilnehmern über die Zukunft der Altersvorsorge und deren Kapitaldeckung.

Danach konnten die Teilnehmer wieder zwischen drei Workshops entscheiden. Jasmin Arbabian-Vogel adressierte gesundheitsökonomische Fragestellungen vor dem Hintergrund ihres eigenen Pflegeunternehmens. Handelsblatt-Journalistin Judith Henke diskutierte mit Interessierten über die Zukunft des Journalismus, und gemeinsam stellte man sich die Frage, warum dem Journalismus die liberalen Vorbilder fehlen. Zudem skizzierte Sam Bowman im Workshop „Rethinking Liberalism“ einige Themenbereiche, die freiheitlich gesinnte Menschen angehen müssen, um in Zukunft eine tragende Rolle zu spielen wie die Weiterentwicklung des städtischen Raums. Ein Kunst-Workshop, geleitet von Helena Bach, bot die Möglichkeit, die eigene Kreativität auszuloten.

In der Mittagspause ließen sich die Teilnehmer nicht nur syrische Spezialitäten vom Catering Aleppo Al Shahba schmecken, sie hatten zudem die Möglichkeit, an Infoständern mit den verschiedenen Partnern des Open Summit ins Gespräch zu kommen: mit unserem Gastgeber-Partner EPICENTER und dem Institute of Economic Affairs, mit der Liberale Hochschulgruppe (LHG), mit dem Ludwig Erhard Forum und mit den Jungen Transatlantikern.

Frisch gestärkt wurde der Nachmittag durch ein Gespräch unseres Kollegen Justus Enninga mit dem FAZ-Wirtschaftsredakteur Philipp Krohn eingeläutet. Im Fokus stand vor allem dessen Buch „Ökoliberal: Warum Nachhaltigkeit die Freiheit braucht“, welches in diesem Jahr erschienen ist. Unter dem Titel „Wachstum und Grenzen“ wurde jedoch auch über andere aktuelle Werke gesprochen, so zum Beispiel über „Das Ende des Kapitalismus“ der taz-Autorin Ulrike Herrmann.

In einem der letzten Workshops erklärte IT-Freelancer Martin Milbradt, der sich ehrenamtlich im Bereich des effektiven Altruismus engagiert, warum man beim Einsatz für andere Menschen immer im Blick behalten muss, dass man auch wirklich etwas erreicht und nicht nur das eigene Gefühl bedient. Philipp Hartmannsgruber nutzte seinen Workshop, um über den digitalen Euro und dessen Chancen und Risiken zu referieren. Und im Workshop „urbanism“ zeigte der Stadtforscher Stefano Cozzolino vom ILS–Forschungsinstitut für Landes- und Stadtentwicklung Dortmund, warum eine spontane Stadtplanung bei weitem die bessere Variante im Gegensatz zu einer staatlich orientierten Top Down-Strategie ist.

Nach einer Kaffeepause, in der erneut die Möglichkeit zu persönlichen Gesprächen mit Speakern und Teilnehmern bestand, bog der Summit auf die Zielgerade ein. John Tomasi ist für den Open Summit aus den USA zu uns gereist, um sein jüngstes Buch „The Individualists“ vorzustellen. Tomasi ist der Gründer der Heterodox Academy, die sich für Meinungsfreiheit in der Wissenschaft einsetzt. Der promovierte Philosoph lehrte zuvor an den Universitäten Princeton, Stanford, Harvard und Brown. In einem kurzweiligen Vortrag stellte Tomasi die verschiedenen Generationen liberaler Denker ab dem 17. Jahrhundert bis heute dar und involvierte das Publikum in einen lebhaften Austausch darüber, wie der Liberalismus weitergedacht werden kann.

Wie im vergangenen Jahr nahm der Konferenzteil des Open Summit mit dem Toast auf die Freiheit sein Ende. Die Ukrainerin Eva Yakubovska vom Pilecki-Institut appellierte in einem emotionalen Aufruf an alle Teilnehmer, für eine weitere Unterstützung der Ukraine im Freiheitskampf gegen den russischen Angriffskrieg einzutreten. Mit einem leidenschaftlichen „Slava Ukraini!“ der Rednerin erhoben die Zuhörer die Getränke auf den ukrainischen Kampf für die Freiheit.

Zufrieden und beseelt von einem prall gefüllten, inspirierenden Tag bewegten die Teilnehmer sich danach in den Club „Cosmic Kaspar“ in Berlin Mitte. Bevor die Tanzfläche geöffnet wurde, stellte der Gewinner unseres Kunstwettbewerbs, der Künstler Ivan Zubarev, ein echtes Schmuckstück vor: In seinem Kunstwerk bringt Zubarev die Geschichte von Prometheus in Verbindung mit der Moderne. Das dreiteilige Werk ziert ab jetzt unseren Besprechungsraum in der Heimat der Freiheit.

Bis ins Morgengrauen feierten viele der Teilnehmer, bei Laune gehalten durch „DJ Eugen Dichter“ die Freiheit und die Gemeinschaft, die um diesen einzigartigen Wert entsteht. Mit dem Open Summit gibt es für die Freiheitsbewegung einen Ort, an dem jeder Einzelne merkt, dass er mit seinen Ideen und Werten nicht alleine ist. Wir sind sehr dankbar für eine erfolgreiche zweite Auflage und freuen uns auf noch mehr Teilnehmer und weiteren begeisternden Input im nächsten Jahr!