Photo: Defence Intelligence of Ukraine (CC BY 4.0)

Am 12. Dezember haben wir unsere Weihnachtsfeier begangen. Zu dem Anlass haben wir nicht nur ukrainisches Essen serviert, sondern auch um Spenden für die Menschen in der Ukraine gebeten. Unser Research Fellow Iryna Kovalenko aus Kyjiv hat ein paar Gedanken mit uns geteilt.

Heute haben wir uns hier versammelt, um Weihnachten zu feiern – den hellsten Tag in der christlichen Welt, einen Tag der Liebe und Hoffnung, ein Fest der Geburt und der Vitalität.

Weihnachten ist ein Beispiel dafür, dass ein Kind zu Wundern fähig ist. Kinder gestalten die Zukunft, drehen das Rad der Geschichte weiter und verändern die Welt: machen Entdeckungen, retten andere, sind bereit zur Selbstaufopferung wie Christus.

Serhiy Zhadan, der herausragendste zeitgenössische Dichter der Ukraine, Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, antwortete auf die Frage, was im Krieg am meisten geschützt werden sollte: die Kinder.

Kinder sind die Hoffnung der Welt. Leider verstehen das die Feinde der Menschheit, die Herodes, nur allzu gut. Die Ziele ihrer Bomben sind daher Krankenhäuser, Entbindungsheime, Kindergärten und Schulen. Leider werden 443 ukrainische Kinder Weihnachten nicht mehr erleben. Russen haben sie im Krieg gegen die Ukraine getötet, weitere 855 Kinder verletzt und mehr als 13.000 wurden zur sogenannten Umerziehung deportiert. Unter den Toten sind schwangere Frauen, wie eine 28-jährige Frau aus Kyiv, die im sechsten Monat schwanger war, als am Morgen des 17. Oktober eine russische Drohne in ihr Haus stürzte. Ein zwei Tage altes Baby starb in der Nacht des 23. November in Vilniansk in der Region Saporischschja. Wir werden nie wissen, ob diese ungeborenen und toten Kinder die Welt hätten verändern können.

Wie viele Kinder mussten ihr Zuhause verlassen und in Kellern oder U-Bahnstationen leben, weil ihre Häuser von russischen Raketen zerstört wurden? Wie viele Kinder werden nie wieder ihre Väter und Mütter sehen, weil die Eltern gegangen sind, um ihre Familien, ihre Zukunft und ihre Freiheit zu schützen, aber nicht zurückkehren konnten? Diese Fragen bleiben offen. Aber vielleicht können diese Kinder die Welt besser, freundlicher und sicherer machen.

Zu Weihnachten ist es üblich, zu vergeben und Barmherzigkeit zu üben, aber vielleicht ist in diesem Jahr besonders wichtig, sich nicht von Angst überkommen zu lassen. Haben Sie keine Angst vor dem Bösen in seinen Millionen Gesichtern, sondern haben Sie den Mut, sich ihm jeden Tag zu stellen. Denken Sie daran, dass die Ukraine auch Ihre Freiheit und Ihr friedliches Weihnachtsfest und Ihre Kinder verteidigt, die die Welt verändern können.