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Wer für eine freie Marktwirtschaft ist, behauptet nicht, dass diese ideal, gut oder frei von Verwerfungen wäre. Wer für eine marktwirtschaftliche Ordnung eintritt, behauptet auch nicht, dass jeder Staatseingriff einer Minderung der Wirtschaftskraft gleichkommt und deshalb abzulehnen sei. Die Kritik bezieht sich lediglich darauf, dass mit den „Eingriffen“ jene Ziele, die ihre Urheber und Helfershelfer durch sie erreichen wollen, nicht erreicht werden können. Stattdessen werden durch die Eingriffe Wirkungen erzielt, die auch ihre Urheber und insbesondere deren Unterstützer nicht wollen. Sie laufen sogar ihren Absichten zuwider.

Die fortwährenden staatlichen Eingriffe in die Marktwirtschaft verändern alles: die Zinsen, die Preise, das Angebot, die Nachfrage, den Konsum und die Investitionen. Genau dies ist gewollt, da Regierungen einen Mangel im Jetzt feststellen und diesen durch staatliche Intervention beheben wollen.

Es ist wie beim Monopoly-Spiel. Werden die Rahmenbedingungen durch eine „Ereigniskarte“ zugunsten eines Spielers verändert und kommt er gleichzeitig über „Los“, dann hat er plötzlich einen Vorteil und kann aus dem Vollen schöpfen. Er kann Straßen in bester Lage kaufen, Häuser und Hotels darauf bauen und anschließend die Mieten erhöhen. Seine Investitionen stammen also nicht aus einem vorangegangenen Sparprozess, der die Basis der Investition in Straßen, Häuser und Hotels wäre, sondern es ist ein Zufallsprodukt, ein Willkürakt des Regelsetzers in der Spielanleitung. Es ist gleichbedeutend mit einem Wohlstand ohne Anstrengung, der Einzelnen in den Schoß fällt und anderen nicht. Den drohenden Bankrott der anderen verhindert der Regelsetzer dadurch, dass er alle Mitspieler vorerst am Leben lässt. Er schenkt allen frisches Geld, wenn sie über „Los“ gehen. Doch auch hier gilt, die die zuerst über „Los“ gehen, profitieren als Erste vom neuen Geld und können es zuerst ausgeben. Dann können sie die überhöhten Mieten bezahlen, selbst noch Häuser und Hotels bauen und erhalten dadurch einen einseitigen Vorteil gegenüber ihren Mitspielern. Dieser Schein-Wohlstand, verbunden mit den Marktverzerrungen, geht durch die Intervention noch einige Runden weiter, bis der Spielbetrieb durch noch so willkürliche Akte des Regelsetzers nicht mehr gerettet werden kann. Dann ist das Spiel aus.

Wie in der Monopoly-Welt verändern auch in der realen Welt staatliche Interventionen das Wirtschaftssystem. Sie verbreiten sich wie ein Virus in der Marktwirtschaft, verseuchen und zerstören sie. Die marktwirtschaftliche Ordnung ist anschließend nicht mehr frei und deshalb kann auch nicht mehr von einer solchen gesprochen werden. Besser wäre es, von einer Schein-Wirtschaft zu sprechen. Denn sie wird nur noch zum Schein aufrechterhalten, um den Marktteilnehmern etwas vorzugaukeln, was es nicht mehr gibt.

Und das Instrument dieses Scheins sind Scheine – Geldscheine überwiegend aus Papier. Das heutige Papiergeld-System ist der Nukleus der Intervention in die Marktwirtschaft. Es ist gekennzeichnet durch die Geldschöpfung aus dem Nichts, also die Schaffung von Kreditgeld über die Banken, die durch die Geldpolitik der Notenbanken gesteuert werden. Dieser Geldschöpfung durch die Kreditvergabe steht kein Sparvorgang gegenüber. Es ist wie beim Monopoly-Spiel der Gang über „Los“ oder das Ziehen der richtigen „Ereigniskarte“. Die Geldmenge und deren Verteilung wird lediglich über die Regulierungsvorschriften der Regelsetzer bestimmt. Doch wer die Menge und den Preis des Geldes bestimmt, verändert alles. Deshalb ist unsere Wirtschaftsordnung nur noch eine Schein-Wirtschaft.

Welche „Blüten“ diese Schein-Wirtschaft treibt, zeigt die Diskussion über die anstehende quantitative Lockerung der Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank. Wahrscheinlich wird der EZB-Rat in seiner Sitzung am 22. Januar die Entscheidung treffen, Schulden der Euro-Staaten mit neu gedrucktem Geld der EZB zu kaufen. Das Ziel, die Bilanz der Währungshüter um 50 Prozent durch das Drucken von 1.000 Mrd. Euro auszuweiten, ist ein beispielloser Akt in der jungen Euro-Geschichte. Die Diskussion über das „wie“ ist dabei unter den „Hohepriestern des Geldes“ und ihren Jüngern heftig umstritten. Jedoch zeigt die Diskussion darüber das ganze Dilemma der Schein-Wirtschaft. Welche Schulden soll die EZB ankaufen? Nach dem Anteil der jeweiligen Notenbanken an der EZB-Bilanz; nach dem Anteil der ausstehenden Schulden der jeweiligen Euro-Staaten; oder doch nur die Staatsanleihen mit der höchsten Bonität; vielleicht sollte nicht die EZB, sondern die jeweiligen Notenbanken auf eigenes Risiko die Anleihen kaufen? Fragen über Fragen, die in den Gazetten rauf und runter diskutiert werden. Welche Vor- und welche Nachteile hat die jeweilige Intervention? Hilft es? Und wenn ja, wem? Bei dieser Auseinandersetzung um die nächste Interventionsstufe geht es längst nicht mehr um das ursprüngliche Ziel der Überwindung der Wachstumsschwäche im Euro-Club, sondern nur um den kleinen „Geländegewinn“ des einen oder anderen. Doch selbst wenn, was ist das für ein armseliges Wachstum, das anschließend wieder auf der Kreditexpansion aus dem Nichts beruht?

Letztlich soll der Eindruck einer funktionierenden Marktwirtschaft vorgespielt werden, die der Staat durch das Drehen der einen oder anderen Schraube wieder ins Lot bringen kann. Es soll die Fiktion aufrechterhalten bleiben, dass der Staat als Hüter der marktwirtschaftlichen Ordnung den Rahmen setzt, aber dennoch die Marktkräfte wirken lässt. Doch es ist das Gegenteil dessen. In einer Marktwirtschaft ist die Rolle des Staates abstrakte, allgemeine Regeln zu schaffen, die für alle gleich sind. Die aktuelle Geldpolitik, die Mutter aller Interventionen, schafft Regeln, die Einzelne willkürlich bevorteilt, andere nach Gutdünken benachteiligt und wieder andere in Investition und Risiken treibt, die sie unter normalen Umständen nie eingegangen wären.

Zu Weihnachten haben mir Freunde eine Ergänzung zum klassischen Monopoly-Spiel geschenkt. Mit neuen Ereignis- und Gemeinschaftskarten kommt damit neue Fahrt ins Spiel. Der Regelsetzer kann plötzlich eine Währungsreform verordnen und alles umlaufende Geld verliert seinen Wert. Dann muss erst wieder jeder peu à peu über „Los“ und neues frisches Geld erhalten und der ganze Wahnsinn beginnt von vorne.

Ich hätte auch schon eine eigene „Erweiterungsidee“: Freies Geld, das jeder Teilnehmer in Umlauf bringen kann. Die Solidität und das Vertrauen in das jeweilige freie Geld schafft eine dezentral verteilte Sicherheit, die kein staatlicher Geldmonopolist jemals dauerhaft gewährleisten kann. Na gut, das Spiel dauert jetzt länger, Straßen, Häuser und Hotels werden nicht so schnell gebaut. Es gibt auch nicht ständig neues Geld aus dem Nichts, wenn man über „Los“ kommt, aber eines ist gewiss: es wäre eine freie Marktwirtschaft.

Photo: Jason Devaun from Flickr

Bargeld ist gedruckte Freiheit. Als ich im Frühjahr auf Zypern war wurde mir dies schnell klar. Denn seit der „Rettung“ des Euro auf Zypern im Frühjahr 2013 – einer halben Insel mit 800.000 Einwohnern, deren größte Bank kleiner ist, als die Hamburger Sparkasse – gelten dort strenge Kapitalverkehrskontrollen.

Maximal 200 Euro konnte man pro Tag vom Geldautomaten abheben. Größere Anschaffungen sind dann schwierig. Wollte ein Unternehmen seinen Mitarbeitern das Gehalt am Ende des Monats überweisen, musste dies von der Notenbank auf Zypern genehmigt werden. Die Einschränkung des Bargeldverkehrs trifft die Zyprioten unmittelbar im täglichen Leben, egal ob man arm oder reich ist. Wie in der sozialistischen Planwirtschaft geht es im Geldsozialismus auf Zypern allen gleich schlecht.

Aber nicht nur dort auch in anderen Ländern wird der Bargeldverkehr eingeschränkt. In Griechenland gilt ein Verbot von Bargeldzahlungen über 1.500 Euro für Privatpersonen und 3.000 Euro für Unternehmen. In Italien und Frankreich gelten Obergrenzen von 1.000 Euro, in Spanien von 2.500 Euro und in Schweden fordern Gewerkschaften, Unternehmen und Behörden ein komplettes Bargeldverbot. Und auch in Deutschland ist der Bargeldverkehr limitiert.

Nicht so restriktiv wie in anderen Ländern, aber die Tendenz ist die gleiche. Viele Geschäfte und Tankstellen akzeptieren heute keine 200 oder 500 Euro-Scheine. Wenn Sie Geld vom Geldautomaten abholen erhalten Sie in der Regel nur noch 50 Euro-Scheine.

Das war nicht immer so. In meiner auch schon lange zurückliegenden Jugend war es nicht ungewöhnlich, dass größere Anschaffungen wie eine Stereoanlage, ein neuer Fernseher oder eine Urlaubsreise bar bezahlt wurden. Es war auch nicht unschicklich mit einem 500- oder 1.000 DM-Schein zu bezahlen. Versuchen Sie heute mal mit einem 200- oder 500 Euro-Schein im Laden einzukaufen.

Ungläubiges Staunen des Verkäufers ist das Mindeste was Ihnen passieren kann. Tatsächlich werden Sie wahrscheinlich behandelt wie ein Verbrecher. Bei diesem Geld kann es sich nur um „Schwarzgeld“ handeln oder aus anderen illegalen Quellen stammen! Wieso sollte jemand denn sonst mit einem so großen Geldschein bezahlen wollen?

Die Unschuldsvermutung wird in eine moraline Beweislastumkehr verwandelt. Der Barzahler muss nachweisen, dass er sein Geld legal erworben und versteuert hat. Und das nicht nur national, sondern inzwischen international. In dieser Woche haben 50 Länder auf dieser Welt in Berlin den automatischen Daten- und Informationsaustausch von uns allen beschlossen.

Natürlich nur, um den Steuerbetrug, den Schwarzmarkt und die Geldwäsche zu bekämpfen. Alle müssen einem höheren Ziel folgen, koste es was es wolle – im Zweifel die Freiheit von uns allen. Wohin das führt beschreibt die amerikanische Autorin Ayn Rand in Ihrem Buch „Hymne“ sehr treffend:

„Wir sind nichts. Die Menschheit ist alles. Durch die Gnade unserer Brüder dürfen wir leben. Wir existieren durch und für unsere Brüder, die der Staat sind. Amen.“

Dieser Beitrag erschien zuerst im Newsletter von Frank Schäffler ‚Frank und frei‘, der hier abonniert werden kann.

Photo: Images Money from Flickr

Heute erscheint mein neues Buch „Nicht mit unserem Geld – Die Krise des Geldsystems und die Folgen für uns alle„. Ich glaube es kommt gerade zur rechten Zeit. 3 Jahre habe ich mir Zeit gelassen, um das aufzuschreiben, was mich in der Finanzkrise antreibt, was mich bewegt und wofür ich streite.

Viele meinen, wir seien heute besser aufgestellt, besser vorbereitet und wachsamer als 2007 als die jüngste Bankenkrise in Europa ihren Anfang nahm. Diese Illusion möchte ich Ihnen nehmen. Es ist nicht besser, sondern um ein Vielfaches schlimmer als damals.

Die weltweite Verschuldung hat inzwischen massiv zugenommen. Das Volumen aller Anleihen von Staaten, Banken und Unternehmen hat sich nach Angaben der „Bank für Internationalen Zahlungsausgleich“ (BIZ) seitdem um 30 Billionen Dollar auf 100 Billionen Dollar erhöht. Das ist ein Anstieg der Verschuldung um 43 Prozent innerhalb von 7 Jahren. Die Schuldenlast kletterte in dieser Zeit auf 137 Prozent im Verhältnis zur weltweiten Wirtschaftsleistung.

Einher geht dies mit einer Aufblähung der Notenbankbilanzen aller großen Volkswirtschaften. Die Notenbanken pumpen immer mehr Zentralbankgeld ins System.

Auch wenn die amerikanische Notenbank FED die Zügel vorübergehend etwas anzieht, so wird an anderer Stelle auf dem Globus, in Europa bei der EZB, jetzt das nachgeholt, was die FED, die Bank of England und die Bank of Japan längst gemacht haben: Einen massiven Ankauf von Kreditverbriefungen aller Art.

Dies hat für die EZB eine neue Qualität. Denn sie kauft nicht die besten Äpfel vom Markt, sondern die Notenbanker der EZB wollen die verdorbene Ernte der Vorjahre beseitigen, damit wieder Platz für die neue Ernte ist und die Banken ihre Lust an der neuen Apfelernte nicht verlieren. Doch der Apfelsaft, der aus den Äpfeln gemacht wird, verliert von Jahr zu Jahr an Qualität. Immer mehr verdorbenes Obst wird von der EZB in die Obstpresse geschmissen.

Unten kommt nur noch eine dunkle schimmelige Brühe heraus, die keiner mehr trinken mag. So ist es auch mit dem Euro. Immer mehr schlechtes Geld schmeißt die EZB über die Banken ins System und die Qualität und das Vertrauen nehmen ab.

Die Symptome der Qualitätsverschlechterung des Geldes sind überall auf der Welt sichtbar. Alle sind überschuldet und dennoch feiert die ganze Welt Party, als wenn nichts wäre. Und ganz viele wollen diese Party weiter feiern. Die Banken: Sie sind die Hauptprofiteure des Papiergeldsystems. Sie erhalten das gepanschte Geld aus dem Nichts zuerst und können es risikolos investieren.

Industrie und Handel glauben an das gefakte Wachstum und hoffen, dass ein Teil des billigen Geldes auch bei ihnen ankommt, damit sie ihre fremdfinanzierten Investitionen bedienen können. Deren Vorstände hoffen ebenfalls darauf, hängt ein großer Teil ihres variablen Vergütung doch davon ab.

Die Gewerkschaften: Ihre Aussichten auf bessere Lohnabschlüsse steigen ebenfalls mit der Hoffnung auf leichter zu erzielende Unternehmensgewinne.
Und zu guter Letzt der Staat: Er steht über allem. Er kann nicht nur alles versprechen, sondern sich dadurch auch alles leisten.

Doch genauso, wie keiner den gepanschten und schimmeligen Apfelsaft trinken will, genauso schwindet das Vertrauten in das gepanschte Geld. Denn dann traut man der Qualität des Geldes nicht. Dann wollen die Menschen das Geld, das sie erhalten, so schnell wie möglich wieder los werden. Das bedeute die Umlaufgeschwindigkeit der Geldmenge steigt.

Dann haben sie es geschafft, die Draghis dieser Welt. Die Inflation ist da. Inflation ist die Wirkung gepanschten Geldes. Die Preise steigen auf breiter Front. Die Normalsparer werden enteignet und den Transferbeziehern schmilzt die Kaufkraft in den Händen weg.

Es ist nicht zu spät für eine Umkehr dieser Politik. Es gibt immer einen Weg zurück zu solidem Wirtschaften und zu gutem Geld. Und diese Umkehr ist immer besser als einfach verantwortungslos weiterzumachen wie bisher. Der Kampf dafür fängt jetzt erst richtig an.

Dieser Beitrag erschien zuerst im Newsletter von Frank Schäffler, der hier abonniert werden kann.

 

Das Handelsblatt berichtete am 10. September 2014 über die Reaktionen von FDP-Politikern auf die Ankündigung der Gründung von Prometheus. Frank Schäffler wird zitiert mit den Worten: „Unser Anspruch ist es für die Marktwirtschaft zu streiten und gegen den nimmersatten Staat, Bürokratie, Überwachung, hohe Steuerlast, staatliche Planwirtschaft und den Nanny-Staat zu kämpfen.“

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Am 1. September 2014 berichtete das Handelsblatt ausführlich über die bevorstehende Gründung von Prometheus. Nicht zutreffend ist freilich die Überschrift – „Prometheus“ mag auch mal den Euro kritisieren, widmet sich aber allen unterschiedlichen Bereichen in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft, in denen die Freiheit bedroht ist.

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