In enorm hoher Frequenz werden derzeit unterschiedliche Katastrophen-Säue durchs Dorf gejagt. Aufregung ist das Gebot der Stunde. Ausgerechnet jener Teil des politischen Spektrums, dessen Ahnen einst in der Springer-Presse den Hauptfeind ausgemacht hatten, bringen ihre Anliegen derzeit fast nur noch in der Diktion der Bild-Zeitung vor. Die Aktivisten von Campact zum Beispiel befinden sich derzeit in mehreren Entscheidungsschlachten: „Gentechnik-Verbot bundesweit!“ – „Herr Gabriel, Kohlekraft abschalten!“ – „Fracking stoppen: Rettet unser Trinkwasser!“ Mit anderen Worten: Keine Optimierung von Lebensmitteln! – Strom viel teurer machen! – Öl und Gas dann aber bitte auch teurer!

Die wenigsten Menschen wollen vorsätzlich der Umwelt schaden. Sauberes Wasser, saubere Luft und Tierschutz sind ja nun wirklich Umstände, die fast jedem ein Anliegen sind. Solche Ziele absolut zu setzen, ist jedoch auch äußerst weltfremd. Wie so oft im Leben, sind auch diese Dinge nicht umsonst zu haben. Bei aller Sorge um unsere Umwelt darf man nicht die Menschen aus dem Blick verlieren. Besserverdiener können sich vielleicht höhere Strompreise oder teurere Lebensmittel leisten. Für Studenten, Geringverdiener, Rentner und Arbeitslose sind die Zusatzkosten kaum zu stemmen, die sich durch den gedankenlosen Aktionismus und Alarmismus von Organisationen wie Campact ergeben.

Es ist richtig und wichtig, Fragen des Umweltschutzes anzugehen und ernst zu nehmen. Wir wollen unseren Kindern nicht eine weniger lebenswerte Welt hinterlassen. Das darf aber nicht durch hysterische Rufe nach Verboten geschehen. Sonst schaden wir gerade den weniger Wohlhabenden in unserer Gesellschaft nachhaltig. Stattdessen müssen wir nach intelligenten Lösungen für die Probleme suchen. Kein Lebewesen auf dieser Erde ist so anpassungsfähig wie der Mensch. Wesensmerkmal dieser Anpassungsfähigkeit ist aber gerade das Vertrauen auf den Fortschritt. Menschen wollen ein besseres Leben führen, darum suchen sie nach Lösungen. Nichts anderes ist Fortschritt.

Die Männer und Frauen, die Katalysatoren, Kanalisationssysteme und Solarmodule erfunden haben, haben nach Lösungen gesucht anstatt auf Verbote zu bauen. Das ist die menschliche Variante. Die Dagegen-Grundhaltung der Hysterie-Industrie ist die unmenschliche Variante. Lassen wir die Träumereien von der guten alten Steinzeit. Bauen wir lieber auf eine Zukunft, in der Menschen sauberes Wasser und genug Nahrung haben; in der es den Hühnern besser geht und der Rentner noch genug Geld zum Leben hat; in denen wir die Ressourcen unseres Planeten nutzen und weltweit mehr Wohlstand herrscht. Strengen wir unsere Gehirne an – dazu sind sie da!

Photo: Richard Baer from Flickr

3 Kommentare
  1. Gunter Grigo
    Gunter Grigo sagte:

    Genau: Wenn die Luft in näherer Umgebung verpestet wird bauen wir höhere Schornsteine, wenn die Flüsse ansteigen bauen wir höhere Deiche, wenn die Pole abschmelzen bauen wir die seltenen Erden darunter ab, die Endlagerungsproblematik (Atommüll) und Umweltzerstörung, den Klimawandel (Abholzung der Regenwälder, fossile Brennstoffe -> C0² Anreicherung), die Überfischung der Ozeane etc. verschieben wir auf die nächsten Generationen. Die werden schon Lösungen dafür finden, dass wir den Planeten so ausgebeutet haben als hätten wir 2,5 (so ist es nämlich aktuell). Und die unumkehrbaren Entwicklungen, sowie irreparablen ökologischen Schäden werden sie sicher ebenso meistern wie die ökonomischen.

    Hauptsache die Wohlhabenden werden nicht belastet und die Armen können sich es auch noch leisten an dem Wahnsinn zu partizipieren. Freiheit hat jedoch etwas mit Verantwortung zu tun – die kommenden Generationen mit eingeschlossen – und die hat ihren Preis. Den bezahlen jetzt entweder wir, oder später unsere Kinder und Enkel – dann wird er jedoch weitaus höher sein. Umweltschutz, Tierschutz etc. ja, aber es darf nicht zu teuer werden. Viel Wohlstand für wenige und knapp über dem Präkariat für viele – das steht über Allem? Und nur nicht die Wohlhabenden belasten!
    Prometheus geriert sich zunehmend zu einem Häufchen wohlhabender verantwortungslosen Super-Egomanen.

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  2. A. Müller-Alwart
    A. Müller-Alwart sagte:

    Was das perfide „durch das Dorf treiben“ von „Katastrophen-Säuen“ angeht, sind wir ja sicherlich alle einig: Es sollte nicht so weit gehen, dass die Menschheit unter fehlendem Spaßfaktor und Angstpsychosen zu Grunde gehen sollte. Davon sind wir ja aber auch weiter entfernt als noch in den Siebziger Jahren, da wir es „nur“ mit Flughäfen, AKW, einem Kanal und Waldsterben zu tun hatten…

    Und es gibt doch nun wirklich genügend Konstruktive, die sich Lösungsvorschläge bergeweise angehäuft, ins Netz gestellt oder in Büchern veröffentlicht haben, z. B. Franz Alt und ein einige 10.000 weniger Prominente…

    Was noch fehlt ist, dass diejenigen, die die Schlagzeilen der „Katastrophen-Säue“ katalyisieren, mit diejenigen, die sie abdrucken, in der Weise zueinanderfinden, dass daraus solche Schlagzeilen werden: „Wenn Sie mitmachen ist Deutschland in fünf Jahren atomfrei!“. Und wenn dann noch diejenigen, die sich bisher vor allem in Petitionen empören, auch noch dazu entschlössen konsequent zu handeln, dann würde sich bald keine Schwein mehr für die „Katastrophen-Säue“ interessieren. Der Aufruf, das Gehirn anzustrengen, ist sicherlich für einige von uns praktikabel und richtig. Der Aufruf, die erdachten Lösungen umzusetzen, sollte für für jedermann praktikabel sein. Es gibt viel mehr gute Lösungen als es eingetretene Katastrophen gibt. Um es mit Franz Alt zu sagen: „Verbessern statt Verbieten“ – das ist die Lösung und Losung. Kein Mensch wird auf das Autofahren verzichten. Was aber, wenn der Spaßfaktor im umweltfreundlichen Hybrid- oder Elektroauto höher ist?

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  3. Dr. Svenja Kromb
    Dr. Svenja Kromb sagte:

    Es scheint mir, als hätten Sie das grundsätzliche Problem nicht ganz erfasst.
    Es ist nicht so, dass es an guten Ideen mangeln würde. Für deren Umsetzung ist aktuell allerdings leider überwiegend kein Raum, da die Billig-Varianten aktuell wirtschaftlicher sind (=> denn selbst bei gleicher Wirtschaftlichkeit gilt es, zu investieren – um die Veränderung umzusetzen) und es für die Unternehmen aktuell schlichtweg keinen Anreiz gibt, etwas zu ändern.
    Deswegen geht es ganz ohne Subventionen, Verbote und Strafen leider nicht.

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