Photo: Wikimedia Commons (CC 0)
Wer erinnert sich noch an die Idee von Donald Trump, den Gazastreifen in eine neue Riviera am Mittelmeer zu verwandeln? Es gab sogar ein hübsches Video dazu, das er selbst geteilt hat. Im Mittelpunkt: eine goldene Statue von König Trump im Zentrum eines wiederaufgebauten Luxus-Gaza. Derartige Geschmacklosigkeiten ist man vom US-Präsidenten gewohnt. Und der Zynismus scheint derzeit ja ohnehin wieder eine Hochkonjunktur zu erleben.
Antisthenes, Begründer und einer der Hauptvertreter des Kynismus, würde sich wahrscheinlich auch fast 2.500 Jahre nach seinem Tod im Grab umdrehen, wüsste er, was aus den Ursprüngen seiner Lehren geworden ist. Die Kyniker lehnten gesellschaftliche Etikette, Reichtum und politische Macht ab. Sie suchten nach einem einfachen, tugendhaften Leben im Einklang mit der Natur. Ihr Zynismus war eine Form radikaler Gesellschaftskritik und sollte auf die Widersprüche und Heuchelei in Politik und Gesellschaft aufmerksam machen.
Was von den klassischen Lehren des Kynismus ist bis heute übriggeblieben – Wahrheit als Konvention? Das Festhalten an Idealen als Ausdruck moralischer Integrität? Nichts dergleichen. Die Trumpisten dieser Welt befeuern den Zynismus als disruptive Kraft, um Misstrauen staatlichen und zivilgesellschaftlichen Strukturen gegenüber zu sähen. Ihre Form der Gesellschaftskritik bedeutet, etablierte Institutionen zu delegitimieren, Ängste zu schüren und eine Politik des „Wir gegen sie“ zu fördern. Zynismus ist zu einem Instrument geworden, die Wahrheit gezielt zu entwerten.
Und Trump? Seine großen Pläne für den Wiederaufbau des Gazastreifens und für eine Befriedung der Region haben sich wenige Wochen nach dem Amtsantritt des US-Präsidenten schon wieder in Luft aufgelöst. Etwas netter formuliert: Sie pausieren gerade. Israels Ministerpräsident Netanyahu lässt den Gazastreifen wieder bombardieren, die Hamas-Terroristen verschärfen derweil ihre Hass-Rhetorik – Trump lässt grüßen – in Richtung Israel. Die leuchtende Zukunft des Gaza-Streifens? Auswuchs eines schamlosen Zynikers.
Antisthenes würde wahrscheinlich zustimmen: Wir brauchen keine weiteren Zyniker. Wir brauchen mehr Erbauer. Jeder kann auf etwas zeigen und sagen, es sei kaputt, korrupt oder zum Scheitern verurteilt. Die wirkliche Herausforderung? Etwas Besseres zu bauen.