Foto: Tom Radetzki from Unsplash (CC 0)
Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Donald Trumps größter Sündenbock, die Migranten, ihm einmal das Leben retten würden? Hätte sich der Ex-Präsident nicht im Moment des Attentatsversuchs am 13. Juli leicht zur Seite gedreht, um auf einen Bildschirm zu deuten, wäre Trump vermutlich getötet worden. Auf dem Bildschirm war eine Statistik zu sehen, die die steigende Zahl irregulärer Grenzüberschreitungen in die USA zeigte.
Ich lebe seit einigen Jahren mit meiner Familie in den USA und möchte mir nicht ausmalen, welche Wendung die amerikanische Geschichte mit einer Ermordung Trumps genommen hätte. Dass Hardcore-Trumpisten zu den Waffen greifen würden, weil sie überzeugt wären, der „demokratische Deep State“ hätte ihren Messias auf dem Gewissen, erscheint mir alles andere als unrealistisch.
Und das führt mich zur eigentlichen Lehre aus dem Trump-Attentat: Gerade deutsche Kommentatoren attestieren den USA eine nie dagewesene politische Radikalisierung als Symptom unserer Zeit. Trotz des Anschlags ist das etwas, das ich im amerikanischen Lebensalltag so nicht nachvollziehen kann. Die meisten Menschen radikalisieren sich nicht, sie wenden sich ab. Mittlerweile identifizieren sich knapp die Hälfte der Wähler als „Independent“ anstatt mit einer der beiden Parteien – ein Rekord. Für viele sind alle Präsidentschaftswahlen seit dem Ende der Obama-Administration schlicht eine Wahl zwischen Pest und Cholera, die man irgendwie versucht zu verdrängen.
Was allerdings nie dagewesene Ausmaße angenommen hat, ist der Hang (oder Drang) zum Verschwörungsgeraune. Es dauerte keine 30 Minuten, da war Twitter voll mit abenteuerlichem Nonsens. Demokraten waren sich sicher, dass das Attentat von Trump inszeniert wurde, um sich als Opfer zu stilisieren. Republikaner sahen den vermeintlichen Deep State hinter dem kolossalen Versagen des Secret Service. Dahinter stehen Unfähigkeit oder Unwille, dem politischen Gegenüber abzunehmen, dass es aus purer Überzeugung argumentiert und nicht etwa durch dunkle Mächte gesteuert. Die Vorstellung, dass andere aus eigenem Antrieb von der eigenen absoluten Wahrheit abweichen ist für viele mittlerweile unbegreiflich. Anstatt sich mit abweichenden Sichtweisen auseinanderzusetzen, und zu versuchen sie zu verstehen, wird Andersdenkenden direkt die ideelle Integrität abgesprochen.
Und das gilt auch in eigener Sache. Seit Monaten sind Prometheus und unser Partner das „Atlas Network“ Gegenstand einer solchen Verschwörungskampagne. Auf Grundlage zusammengereimter Verbindungen und getrieben von einem jede Rationalität überlagernden Feindbilddenken werden wir in die ultrarechte Ecke gestellt. So behaupteten sowohl ein vom WDR produzierter Beitrag in der Sendung „Monitor“ als auch der „SPIEGEL“-Kolumnist Christian Stöcker, wir wären die deutsche Ausgabe des Trumpismus. Alles basierend auf einer vermeintlichen Verbindung zwischen dem durch und durch liberalen Atlas und der mittlerweile absolut verachtenswerten amerikanischen Heritage Foundation.
Allerdings finden sich für die Atlas-Mitgliedschaft der Heritage Foundation keinerlei Belege – geschweige denn dass sie zitiert würden. Deshalb haben wir unsere Freunde von Atlas gebeten, diese Sache ein für allemal klarzustellen. Auf Nachfrage wurde uns eindeutig bestätigt, was uns bereits plausibel erschienen war: Heritage ist seit mindestens 2020 kein Partner von Atlas. Das ist nur logisch, denn das rechtspopulistische Wirken von Heritage ist mit den Idealen von Atlas und unserer vielen tollen und inspirierenden Partner im Netzwerk absolut unvereinbar.
Stellungnahme zur Spiegel Kolumne der Masterplan für den fossilen Gottesstaat