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Deutschland ist keine Insel. Manchmal hat man den Eindruck, dass diese Banalität nicht überall erkannt wird. Bereits die alte Bundesregierung hat 2021 mit der Einführung einer CO2-Steuer auf fossile Brennstoffe für Anreize zur Vermeidung von Öl und Gas in Deutschland gesorgt. 2022 wurde die CO2-Steuer planmäßig von 25 Euro je Tonne ausgestoßenem Kohlendioxid auf jetzt 30 Euro angehoben. Weitere Erhöhungen folgen in den nächsten Jahren. Beim Preis für Benzin, Diesel oder Gas und Heizöl merken das die Bürger in ihren Portemonnaies. Doch ob die Verteuerung der Energiepreise in Deutschland den Verbrauch von Öl und Gas auf dieser Welt verlangsamt oder generell vermeidet? Daran lässt sich durchaus zweifeln.

Die Ökonomen Kai Konrad und Kjell Erik Lommerud haben dies jetzt am Beispiel des „Grünen Paradoxons“ („Effective climate policy needs non-combustion uses for hydrocarbons“ in Energy Policy, 2021, auch Wirtschaftswoche vom 7.12.2021) dargestellt. Wenn die ganze Welt aus den fossilen Energieträgern aussteigen und dafür ein Enddatum nennen würde, dann würden Staaten, die auf Öl- und Gasreserven sitzen, bei einem starren Angebot, aber einer endlichen Nachfrage, dafür sorgen, dass sie ihre Öl- und Gasvorräte in der verbleibenden Zeit schneller verkaufen. Der Preis wird daher sinken und die Nachfrage wird in dieser Zwischenphase steigen. Die Folge ist: der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern wird kurz- und mittelfristig sogar zu steigenden Emissionen führen.

Das heißt nicht nur, dass Unternehmen aus Ländern, die keine Sondersteuern auf den CO2-Ausstoß erheben, Wettbewerbsvorteile haben, weil sie zu geringeren Kosten produzieren können. Eine weitere Folge davon, dass jetzt einige Staaten aktiv den Ausstieg betreiben ist, dass der CO2-Ausstoß dadurch sogar ansteigen kann, weil fossile Brennstoffe Stück für Stück zu einer Art Ramschware werden. Daher das „grüne Paradoxon“.

Die beiden Ökonomen bringen eine interessante Idee ins Spiel: Die Methan-Plasma-Pyrolyse. Dabei wird aus Methan (CH4), das zu 98 Prozent in Erdgas enthalten ist, Kohlenstoff und Wasserstoff gewonnen.

Kohlenstoff ist nichts anderes als Karbon und dient vielfach als Werkstoff, der andere energieintensive Werkstoffe wie Stahl, Beton oder Aluminium vielfach ersetzen kann.  Durch die Produktion von Karbon wird CO2 gebunden und Karbon kann anschließend beliebig wiederverwertet werden.

Als Abfallprodukt bleibt Wasserstoff übrig, der als so genannter türkiser Wasserstoff für den emmisionsfreien Verbrauch im Verkehr genutzt werden kann. Dieser Wasserstoff ist zwar nicht grün, was allgemein als Zielmarke ausgegeben wird. Aber durch die Methan-Plasma-Pyrolyse entsteht der Wasserstoff mit 87 Prozent weniger Energie als durch die Wasserelektrolyse, die zur Herstellung von grünem Wasserstoff verwandt wird. Daher ist auch dies von Vorteil für die Klimabilanz.

Es wäre also eine Win-Win-Win-Situation. Der Preis für fossile Energieträger würde durch weitere Nachfrage aus Deutschland weiter steigen. Er würde sogar durch die über die Zeit zunehmende Verknappung weltweit, und nicht nur in Deutschland, steigen. Eine Wettbewerbsverzerrung würde dadurch vermieden. In Deutschland könnten energieintensive Werkstoffe wie Zement, Stahl und Aluminium durch Karbon substituiert werden und damit neue innovative Verfahren beispielsweise im Automobil- oder Bausektor zur Anwendung kommen. Und schließlich könnte Wasserstoff als Energieträger verstärkt im Verkehrs- oder im Immobilienbereich zum Einsatz kommen. Vielleicht sollte eine neue Regierung nicht auf höhere Energiesteuern setzen, sondern auf die Erforschung und Anwendung der Methan-Plasma-Pyrolyse. Einen Versuch wäre es wert.

2 Kommentare
  1. Ralf Becker
    Ralf Becker sagte:

    Im VWL-Studium wird mit Angebots- und Nachfragekurven gearbeitet.
    In Wirklichkeit haben wir aber ein Schuldgeldsystem, bei dem vor allem wenige große Akteure der Wirtschaft im Wettbewerb stehen, dass sie immer mehr „Markt-„macht bekommen.
    Dieses Ziel erreichen sie ganz einfach dadurch, dass sie immer mehr Geld einnehmen, wobei Geld letztlich aus den „Schulden anderer Leute“ besteht.

    Dabei gilt: „Die Schulden der einen sind das Vermögen der anderen“

    „Der Kapitalismus basiert auf der merkwürdigen Überzeugung, dass widerwärtige Menschen aus widerwärtigen Motiven irgendwie für das allgemeine Wohl sorgen werden.“
    ―John Maynard Keynes

    Jedenfalls führt die Profitwirtschaft irgendwo dazu, dass die globale Verschuldung immer schneller „explodiert“. Diese macht sich dadurch bemerkbar, dass es immer mehr Geld in der Welt gibt.

    Welt, 05.02.2019
    Für das globale Schuldenproblem gibt es nur eine Lösung

    Wir werden eben auch durch die expansive Geldpolitik der Zentralbanken enteignet.

    Max Otte behauptet in diesem Zusammenhang folgendes:
    goldreporter.de , 17. Mai 2017
    Max Otte: „Wir müssen zulassen, dass Geldvermögen vernichtet wird“

    Jedenfalls besteht sämtliches Geld aus Bankkrediten. Sobald Bankkredite zurückgezahlt werden, kommt es bei den Banken zur Geldvernichtung.

    Unser jetziges Wirtschaftssystem wird also irgendwo dadurch angetrieben, dass die großen Akteure der Wirtschaft immer mehr Marktmacht aufzubauen versuchen. Dadurch gibt es dann immer mehr Geld in der Welt, wodurch es auch eine immer schneller Umverteilung von „fleißig nach reich“ gibt.

    Dadurch wird Geld mit der Zeit immer mehr zum „Zwang und zur Illusion“.
    Es wird dadurch etwa auch immer schwieriger mit normaler Arbeit ein Einkommen zu erzielen.

    zeitenschrift.com, September 2004
    Schuldendruck: Der Betrug an den Völkern

    Dann werben Banken immer gerne damit, dass man bei diesen sein Geld „arbeiten“ lassen kann.
    Die Geldexpertin Margrit Kennedy war seinerzeit jedoch der Meinung, dass so etwas gar nicht funktioniert:

    FAZ, 07.11.2008
    IM GESPRÄCH: MARGRIT KENNEDY:
    „Geld kann nicht für uns arbeiten“

    Den meisten Leuten ist die Schuldschein-Logik unseres Geldes praktisch gar nicht bekannt.
    Würden sie diese verstehen, dann würden sie zu den Wahlen auch gar nicht mehr hingehen.

    blog.zeit, 27. Januar 2012
    Schulden mit Schulden bekämpfen – geht das denn?

    Immer mehr Geld im Umlauf, eben auch als Folge der Schuldenbekämpfung mit immer mehr Schulden, muss dann bedeuten, dass die Finanzwirtschaft sich immer mehr von der Realwirtschaft entfernt.

    Frankfurter Rundschau, 28.04.2012
    FINANZKRISE
    „Die Banken sollen wieder der Realwirtschaft dienen“

    Dass das CO2 für den Klimawandel verantwortlich ist, halte ich für mehr als fraglich.

    Es gibt natürlich auch Webseiten, die es behaupten, dass CO2 für den Klimawandel verantwortlich ist.

    Beispiel:
    klimafakten.de/
    Fakt ist: CO2 ist die Hauptursache des gegenwärtigen Klimawandels, auch wenn das bei anderen Klimawandeln in der Erdgeschichte anders gewesen sein mag

    Ich bin abweichend der Meinung, dass die Erderwärmung eine Folge der Naturzerstörung ist.

    Welt, 28.04.2015
    WWF-STUDIE
    Jedes Jahr werden elf Millionen Hektar Wald abgeholzt

    n-tv, 28.06.2013
    160 Millionen Tonnen Müll
    Am Meeresgrund wimmelt es von Plastik und Metall

    Um mit der Energiewende weiterzukommen, müssten wir alle mehr Zeitwohlstand haben.

    vgl. hierzu:
    konzeptwerk-neue-oekonomie.org
    Zeitwohlstand
    Zeit fürs Gute Leben.

    Damit wir mehr Zeitwohlstand haben, müssten wir uns ein völlig anderes Wirtschaftssystem ausdenken. Ich bin davon überzeugt, dass unser heutiges Schuldgeldsystem gar nicht funktioniert.
    Wir könnten etwa auch darüber nachdenken, welche Formen von kooperativem Wirtschaften möglich sind.

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