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Von Dr. Alexander Fink, Universität Leipzig, Senior Fellow des IREF – Institute for Research in Economic and Fiscal Issues, und Justus Lenz, Leiter Haushaltspolitik bei Die Familienunternehmer/Die Jungen Unternehmer.

Während in den Wirtschaftswissenschaften an Hochschulen klar ist, welchen Nutzen Märkte und Transaktionen grundsätzlich bringen, besteht an Schulen akuter Handlungsbedarf. Oft gibt es gar keine Lehrbücher und wenn, dann stellen sie Markttransaktionen als Nullsummen- oder gar Negativsummenspiel dar. Es wird Zeit, dass ökonomisches Grundwissen in die Schulen und die Schulbücher gelangt.

Eine grundlegende Erkenntnis der Ökonomik ist, dass die Teilnehmer beider Seiten einer Transaktion auf Märkten stets erwarten, von dieser zu profitieren – sonst würden sie nicht an ihr teilnehmen. Diese für viele offensichtliche Erkenntnis wird von den meisten Autoren in die Ökonomik einführender Lehrbücher dennoch in den ersten Kapiteln betont. Sie gehen anscheinend davon aus, dass der für beide Seiten entstehende Vorteil nicht für jedermann offensichtlich ist. Es wäre zu erwarten, dass Lehrbücher für den Schulbetrieb denen für Studienanfänger der Volkswirtschaftslehre folgen würden und den win-win Charakter von Transaktionen auf Märkten betonen. Leider neigen einige deutsche Schulbücher außerhalb des seltenen Wirtschaftsunterrichts dazu, Transaktionen auf Märkten als Nullsummenspiele mit Gewinnern und Verlierern zu skizzieren. Schulbuchautoren – gerade jene fachfremder Werke – sollten sich schlicht an den Standardeinführungstexten der Volkswirtschaftslehre für den Universitätsbetrieb orientieren, anstatt ihren anscheinend bestehenden marktkritischen Neigungen nachzugeben.

Ökonomik in deutschen Schulbüchern: Zwei Studien

Die Darstellung wirtschaftlicher Themen und Zusammenhänge in deutschen Schulbüchern wurde bereits 2010 umfassend von Justus Lenz in einer qualitativen Studie des HWWI im Auftrag des Liberalen Instituts der Friedrich-Naumann-Stiftung untersucht. Dabei zeigte sich, dass die Darstellung wirtschaftlicher Themen häufig einseitig marktkritisch bis marktskeptisch war. Dies galt besonders für Erdkunde- und Geschichtsbücher sowie etwas weniger ausgeprägt für Politik- und Sozialkundebücher. Einzig die untersuchten Bücher für den Wirtschaftsunterricht waren weitestgehend frei von marktkritischen Voreingenommenheiten. Eine aktuelle Studie des Zentrums für ökonomische Bildung der Universität Siegen im Auftrag von DIE FAMILIENUNTERNEHMER bestätigt diese Ergebnisse. Allerdings machen die Autoren eine leicht positive Entwicklung seit 2010 aus.
Besonders relevant ist die Präsentation von Märkten in Materialien angrenzender Disziplinen, da die meisten Kinder und Jugendlichen während ihrer Schulzeit bedauerlicherweise keinen eigenständigen Wirtschaftsunterricht haben, dessen Lehrbücher neutraler sind. Nur in Baden-Württemberg gibt es seit dem Schuljahr 2016/2017 ein eigenständiges Pflichtfach Wirtschaft. In NRW soll ein eigenständiges Schulfach Wirtschaft an allen weiterführenden Schulen eingeführt werden. In einigen anderen Bundesländern gibt es Mischfächer, wie Politik und Wirtschaft in Niedersachen oder Wirtschaft und Recht in Bayern.

 

Positivsummenspiel Marktwirtschaft

Zentrale – und für einige Menschen kontraintuitive – Erkenntnis der Ökonomik ist, dass Interaktionen auf Märkten am besten als Positivsummenspiele zu verstehen sind: Sowohl die Verkäufer von Waren und Dienstleistungen als auch die Käufer profitieren von ihren Transaktionen. Reich wird in einer offenen Marktwirtschaft, wer anderen besonders erfolgreich attraktive Angebote macht. Man denke nur an Fußballspieler, Musiker oder jüngst die erfolgreichsten unter den Internetunternehmern. Sie schaffen mit ihrer Arbeit Güter und Dienstleistungen, die andere für so wertvoll erachten, dass sie bereit sind, dafür zu bezahlen und so zum Einkommen der Anbieter beitragen.
Es handelt sich bei Transaktionen auf Märkten nicht um Nullsummenspiele, bei denen einer das gewinnt, was sein Gegenüber verliert. Es gewinnen beide Parteien.

Märkte als Nullsummenspiele in Schulbüchern

Es ist bedenklich, dass deutsche Schulbücher die bei Nicht-Ökonomen relativ weit verbreitete Wahrnehmung von Märkten als Arenen für Nullsummenspiele bekräftigen, anstatt über die kontraintuitive Beschaffenheit von Märkten als Orte für Positivsummenspiele aufzuklären.
So dominieren in den untersuchten Erdkunde- und Geographiebüchern beim Thema Globalisierung und Freihandel marktskeptische Perspektiven. Es werden eher die Risiken der Globalisierung als die Chancen betont. Wiederholt finden sich Passagen, in denen der Eindruck erweckt wird, Globalisierung und Marktwirtschaft würden vor allem viele Verlierer produzieren: „Der Großteil der Bevölkerung hat aber keinen Vorteil vom Welthandel.“ In einem anderen Werk wird suggeriert, grenzüberschreitender Handel und Globalisierung kämen einem Negativsummenspiel gleich, das uns in Summe ärmer macht: „Dem alten Standort werden Arbeitsplätze, Wirtschaftskraft und Steuern entzogen. Problematisch am neuen Standort ist häufig die Missachtung von Umwelt- oder Arbeitsschutz für die Arbeitskräfte.“
Das Verständnis von Handel als Positivsummenspiel, von dem beide Seiten profitieren, wird den Schülern hingegen häufig nicht nähergebracht.

Positive Tendenz und Vorbild Schweiz

Die Studie von 2010 vergleicht die Lage in Deutschland mit der in der Schweiz. Dort erfolgt in Schulbüchern eine vorurteilsfreiere Diskussion von Marktphänomenen als in Deutschland. In den letzten Jahren scheint sich jedoch in Deutschland etwas getan zu haben. Die jüngste Schulbuchstudie kommt zum Ergebnis, dass die Darstellung wirtschaftlicher Sachverhalte in den letzten Jahren zumindest etwas ausgewogener wurde. So finden sich in Erdkunde- und Geographiebüchern sowie in Geschichtsbüchern stärkere Bemühungen zu fachkundig austarierten Darstellungen ökonomischer Phänomene. Auch wenn das Gesamtergebnis immer noch unbefriedigend ist, so gibt dies in Kombination mit Diskussionen über die Einführung eines eigenständigen Faches Wirtschaft in weiteren Bundesländern doch Anlass zur Hoffnung.

Zuerst erschienen bei IREF.

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Akademiker sind die besseren Menschen – Diesen Eindruck könnte man jedenfalls aus den stets gleichen Studien über die Chancengerechtigkeit des deutschen Bildungssystems gewinnen. Es ist an der Zeit dieses Bildungsideal gerade zu rücken.

Die Diskussion um fehlende Durchlässigkeit dominiert die Bildungspolitik

An diesem Montag wurde der Hochschul-Bildungs-Report 2020 von McKinsey und dem Stifterverband der Deutschen Wirtschaft veröffentlicht. Dabei darf natürlich nicht die Frage nach der Chancengerechtigkeit des deutschen Bildungssystems fehlen. Schließlich dominieren die Themen Durchlässigkeit und soziale Selektivität seit Jahrzehnten die bildungspolitische Diskussion.

Und so kann man auch dem aktuellen Report entnehmen, dass trotz einer weiter wachsenden Zahl von Studienanfängern sogenannte „Nichtakademikerkinder“ nach wie vor benachteiligt seien. Von ihnen erlangen nur 8 % einen Mastertitel und gar nur 1 % den Doktorgrad. Zum Vergleich: 45 % der „Akademikerkinder“ schließen ihr Studium mit dem Master ab, und jeder Zehnte wird promoviert. Die familiäre Herkunft hat also nach wie vor einen enormen Einfluss auf die Wahl des Bildungsweges. Auf den ersten Blick scheint das bedenklich, man kann es als unfair empfinden oder auch als schädlich für eine Volkswirtschaft. Doch ist das nicht sehr simpel gedacht?

Die Debatte ist Ausdruck eines überkommenen Ständebewusstseins

Bereits der Begriff „Nichtakademiker“ ist Ausdruck eines überkommenen Ständebewusstseins. Impliziert er doch eine Geringwertigkeit anderer Bildungs- und Lebensentwürfe. Mit jeder Studie, die beklagt, dass zu wenige Kinder aus Nichtakademikerhaushalten ein Hochschulstudium aufnehmen, wird dieses einseitige Bildungsideal noch verstärkt. Ein Bildungsideal, das sich anmaßt, einer Hochschulausbildung mehr absoluten Wert beizumessen als etwa einer Berufsausbildung. Das macht sowohl jene jungen Politikstudenten unglücklich, die sich aus vermeintlichen Statusgründen durch Luhmann quälen, als auch talentierte Schreiner-Lehrlinge, die „nur“ eine Ausbildung machen und deshalb weniger Wertschätzung erfahren.

Vielleicht sollte man häufiger mal die aberwitzige Prämisse in Frage stellen, dass unser Bildungswesen erst dann gerecht sei, wenn 100 % eines Jahrganges an die Universität gehen. Unser Bildungsideal sollte darauf ausgelegt sein, individuelle Talente zu erkennen und zu fördern und nicht nur Quoten vor sich herzutragen. Dazu gehört auch, den Realschulabschluss nicht mehr als Abitur mit einfacheren Aufgabe zu begreifen, sondern bereits früh berufsvorbereitende Inhalte einzubauen.

Bildung ist auch eine Frage der Kultur und nicht nur der Optimierung

Die Frage nach dem richtigen Bildungs- und Lebensentwurf ist für junge Menschen aber selbstverständlich auch eine Frage der kulturellen Identität. War es früher ganz normal, dass die Kinder das elterliche Geschäft übernehmen, stehen jungen Menschen in Deutschland heute erfreulicherweise alle Wege offen. Dass das so ist, bedeutet aber nicht, dass Erziehung und Sozialisation die Wahl des Bildungsweges nicht beeinflussen dürfen.

Es ist falsch, wenn eine Überhöhung des Hochschulstudiums dazu führt, dass Eltern ihre Kinder per se nicht für studiengeeignet halten. Es ist aber ebenso falsch, die Entscheidungen von Eltern in Frage zu stellen, die ihren Kindern eine Leidenschaft für den heimischen Metzgerbetrieb vermitteln oder den Ethos eines fleißigen Fabrikarbeiters. Wenn also nicht mehr das Individuum mit seinen Talenten und Wünschen im Mittelpunkt steht, sondern ein gesellschaftlich gewünschtes Ergebnis. Es gibt bereits allerhand Mechanismen, die eine größtmögliche Durchlässigkeit ermöglichen. Wer wirklich für ein Studium brennt, erhält in der Regel die notwendige Unterstützung. Sei es durch staatliche Institutionen wie das BaFög und die Stipendien der Begabtenförderungswerke oder mit Hilfe von zivilgesellschaftlichen Initiativen wie etwa der Internetplattform arbeiterkind.de.

Das tatsächliche Problem: Die umgekehrte Finanzierungspyramide

Tatsächlich überlagert die Diskussion um Chancengerechtigkeit regelmäßig das eigentliche Kernproblem unseres Bildungssystems. Betrachtet man die deutsche Bildungsfinanzierung, haben wir es mit einer auf dem Kopf stehenden „Finanzierungspyramide“ zu tun. Während die Hochschulausbildung komplett kostenfrei ist, muss für die frühkindliche Bildung vielerorts gezahlt werden – und zwar zum Teil abenteuerliche Summen. So ein Kita-Platz kostet gerne im Monat mal so viel wie ein Student vor der Abschaffung von Studiengebühren für ein ganzes Semester berappen musste. Und auch bei Grund- und weiterführenden Schulen können sich gerade wohlhabende Familien einen Vorteil durch kostenintensive Nachhilfe oder gar Privatschulen erkaufen.

Ein auf die Förderung individueller Fähigkeiten gerichtetes Bildungswesen sollte genau andersherum aufgebaut werden. Gerade im frühkindlichen Bereich besteht die Notwendigkeit staatlicher Finanzierung. Universell für Kitas, Musikunterricht oder andere Bildungsangebote einlösbare Bildungsgutscheine würden hier Abhilfe schaffen und eine breite frühkindliche Förderung ermöglichen. Eine solche Notwendigkeit besteht für die Universitäten hingegen nicht. Hier sollten die Kosten von denen getragen werden, die tatsächlich durch ein höheres Einstiegsgehalt davon profitieren, den Studenten. Genau wie Betriebe für die Ausbildung ihrer Lehrlinge und Entrepreneure für die Gründung ihrer Unternehmen zahlen.

Nun könnte man argumentieren, dass Hochschulbildung so viele positive externe Effekte produziert, dass eine vollständige Subventionierung der deutschen Studenten gerechtfertigt ist. Gerade dieses Argument ist aber Ausdruck der Akademikerüberhöhung. Es ist schlicht anmaßend zu behaupten, ein Akademiker würde mehr positive Effekte für die Gesellschaft produzieren als beispielsweise ein junger Entrepreneur, und sollte deshalb subventioniert werden. Deutschland hat ein duales Bildungswesen, um das es die ganze Welt beneidet. Anstatt die Studierendenquote vor sich herzutragen wie den Heiligen Gral, sollte man das Bildungssytem dahingehend stärken, dass Individuen möglichst viele Chancen erhalten, ihren eigenen erfolgreich Weg zu gehen. Das wäre echte Gerechtigkeit!

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Von Dr. Alexander Fink, Universität Leipzig, Senior Fellow des IREF – Institute for Research in Economic and Fiscal Issues

Technologischer Fortschritt macht uns wohlhabender. Er wirkt sich jedoch auf verschiedene Güter unterschiedlich aus. Einige Produkte werden durch technologischen Fortschritt deutlich günstiger und einander ähnlicher. Smartphones beispielsweise sind heute für Durchschnittsverdiener erschwinglich und das „beste Smartphone“ unterscheidet sich nur unwesentlich von einem durchschnittlichen Modell.

Auf andere Güter trifft das nicht oder kaum zu. Wohnungen im beliebtesten Stadtviertel zum Beispiel sind für Durchschnittsverdiener nur selten erschwinglich und Unterschiede zwischen der durchschnittlichen und der „besten Wohnung“ sind gravierend.

Technologischer Fortschritt führt also zu mehr Gleichheit im Konsum von Gütern, die in großer Zahl produziert werden können, während er die Ungleichheit im Konsum von Gütern wie einer Wohnung im beliebtesten Viertel kaum senken kann. Dadurch wird die verbleibende Ungleichheit im Konsum umso sichtbarer und möglicherweise schmerzhafter.

Fortschritt: Höhere Produktivität, mehr Wohlstand

Technologischer Fortschritt macht uns produktiver und somit reicher. Mit dem gleichen Arbeitseinsatz können wir mehr Güter und Dienstleitungen entstehen lassen. Wir profitieren täglich vom in der Vergangenheit erlangten technologischen Fortschritt. Pro Arbeitsstunde rettet die Ärztin heute mehr Leben, erntet der Landwirt mehr Gemüse, baut die Ingenieurin mehr Brücken, produziert die Fertigungsfachkraft mehr Fahrzeuge und setzt die Mechanikerin mehr Smartphones zusammen.

Technologischer Fortschritt: Mehr Gleichheit im Konsum

Der technologische Fortschritt und die mit ihm einhergehenden Wohlfahrtsgewinne haben in vielen maßgeblichen Bereichen die Ungleichheit im Konsum reduziert. Waren zu verschiedenen Zeitpunkten in der Vergangenheit ein eigenes Auto, die Flugreise in den Urlaub, ein Laptop oder Mobiltelefone noch Güter, die sich nur Großverdiener leisten konnten, sind sie heute für Durchschnittsverdiener und — in den meisten Fällen — auch für Personen mit unterdurchschnittlichem Einkommen erschwinglich.

Qualitätsunterschiede bei Laptops sind für gewöhnliche Nutzer kaum noch auszumachen. Hingegen sind qualitative Unterschiede einiger Autos auch für den Laien offensichtlich. Aber in Bezug auf beide Produktgruppen gilt, dass der technologische Fortschritt zu deutlich mehr Gleichheit im Konsum geführt hat.

In den 1920er Jahren hatte nur ein Bruchteil der Bevölkerung überhaupt Zugang zu motorisierten Fahrzeugen und der damit verbundenen unabhängigen Mobilität. Heute kommt ein Großteil der Bevölkerung in Deutschland in diesen Genuss. In den 1980er Jahren hatten nur wenige Personen einen PC, geschweige denn einen Laptop. Heute können sich die meisten Menschen einen Laptop leisten oder bevorzugen sogar ein Tablet, Oder sie nutzen ein Smartphone, welches deutlich leistungsfähiger ist als die Laptops der 1980er Jahre. Auch die Urlaubsreise per Flugzeug — in den 1950er Jahren noch den Reichen vorbehalten — ist heute gewöhnlich. Dabei fliegen nur einige Business Class, aber der Unterschied zwischen Economy und Business Class ist marginal im Vergleich zum Unterschied zwischen Fliegen und Nicht-Fliegen.

Die genannten Güter taugen deshalb heute nur noch sehr wenig oder, wie Telefone und Laptops, so gut wie gar nicht mehr als Statusgüter.

Konsumungleichheit bei verbleibenden Positionsgütern

Andere Güter können allerdings durch technologischen Fortschritt schlicht nicht jedermann zugänglich gemacht werden, weil sie per Definition nur im begrenzten Umfang bereitstehen. Von offensichtlich möglichen unterschiedlichen Präferenzen abgesehen, kann es nur ein bestes Hotel der Stadt, ein schönstes Viertel der Stadt oder ein bestes Restaurant am Platz geben.

Güter wie die Übernachtung im besten Hotel, die Wohnung im schönsten Viertel und das Essen im besten Restaurant sind in reichen Gesellschaften prädestiniert für die Rolle als Statusgüter, von Ökonomen auch Positionsgüter genannt.

Positionsgüter schätzen Konsumenten nicht nur wegen der ihnen innewohnenden Eigenschaften, sondern auch weil nur relativ wenige andere Personen sie ebenfalls konsumieren können. Das Apartment direkt am Central Park ist also möglicherweise nicht nur attraktiv, weil es gegenüber dem Central Park liegt, sondern auch weil relativ wenige Personen direkt am Central Park wohnen können.

Werden wir wohlhabender und werden die meisten Güter für eine große Mehrheit der Bevölkerung zugänglich, gibt es folglich einige Güter, die der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung verwehrt bleiben, obwohl es sich bei ihnen nicht um neueste technologische Errungenschaften handelt. Die Konsumungleichheit bezüglich dieser Güter kann nicht abgebaut werden und wird angesichts der zunehmenden Gleichheit bei anderen Gütern umso spürbarer. Je intensiver der Wettbewerb um diese zwangsläufig besonders raren Güter ist, desto stärker steigt ihr Preis relativ zu den Preisen anderer Güter. Einer an wachsenden Wohlstand und zunehmender Gleichheit im Konsum gewöhnten Bevölkerung können sie dadurch zunehmend ein Dorn im Auge sein.

Abiturientenquote und Wohlstand: Starker Anstieg

Ein Blick auf die Entwicklung der Abiturientenquote in Deutschland eignet sich zur Illustration. Mit dem über die letzten Jahrzehnte deutlich gestiegenen Wohlstand ging ein ebenfalls deutlicher Anstieg des Anteils der Absolventen eines Jahrgangs mit Allgemeiner Hochschulreife einher.

 

 

Verließen 1970 deutschlandweit nur wenig mehr als 10 % der Absolventen die Schule mit dem Abitur in der Tasche, waren es 2015 knapp unter 35 %. Dabei reichte die Spanne auf Ebene der Bundesländer in 2015 von Bayern mit 28 % bis Hamburg mit 55 %.

Zur Orientierung: 1970 überstieg die Anzahl der Haushalte noch deutlich die Anzahl der Pkw und der Anteil der in den Urlaub fahrenden Bevölkerung lag mit ca. 40 % etwa 35 Prozentpunkte niedriger als heute. Ein paar Jahre zuvor, 1962/63, hatten nur 14 % der Haushalte ein Telefon, 34 % eine Waschmaschine und etwa ein Drittel aller Haushalte einen Fernseher. Heute trifft das auf nahezu 100 % der Haushalte zu. Die Ungleichheit im Konsum war 1970 bezüglich vieler Güter des alltäglichen Gebrauchs deutlich stärker ausgeprägt als heute.

Enttäuschte Abiturienten

Zurück zu den Abiturienten: Die 10 % der Absolventen mit dem höchstmöglichen Schulabschluss konnten 1970 noch auf viele Güter für Statuskonsum zurückgreifen. Heute stehen den Absolventen der höchsten Schulform relativ wenige Alltagsgüter zur Statusbekundung zur Verfügung. Zudem ist die Abiturientenquote seit 1970 deutlich gestiegen. Daraus folgt zweierlei.

Zum einen ist der Wettbewerb um die verbleibenden wirkungsvollen Positionsgüter — beispielsweise Wohnungen und Häuser in ausgewählten Lagen — heute intensiver. Diese Entwicklung hat gewiss ihren Anteil an steigenden Wohnungsmieten und Kaufpreisen für Immobilien in den beliebtesten Lagen der Städte.

Zum anderen mag diese Entwicklung zur Enttäuschung eines großen Teils der Bevölkerung beitragen. Sie haben in den meisten Fällen zwar Zugang zu ganz ähnlichen Gütern wie die wohlhabendsten 10 %. Sie müssen sich aber mit einer Wohnung in einer deutlich weniger attraktiven Gegend zufriedengeben, können ihren Winterurlaub nicht im beliebtesten Skigebiet der Schweiz verbringen und ihre Kinder nicht auf die Privatschule mit dem besten Ruf schicken. Das gilt für viele Menschen; mit und ohne Abitur.

Der Anstieg der Abiturientenquote führt lediglich besonders anschaulich vor Augen, dass mehr Gleichheit im Konsum vieler Güter — auch im Konsum von Bildung — zu einer stärkeren Wahrnehmung der weiterhin fortbestehenden Ungleichheit bezüglich weniger verbleibende Positionsgüter beiträgt. Viele Abiturienten werden in Zukunft enttäuscht sein, dass sie trotz Abitur und Studium nicht in Vierteln wohnen können, in denen Menschen leben, die ihnen sonst sehr ähnlich sind. Es mutet paradox an. Aber ein höherer Wohlstand und mehr Gleichheit im Konsum auf breiter Front können die verbleibende Konsumungleichheit umso unerfreulicher machen. Wir werden uns damit arrangieren müssen.

Die Alternative, Wohlstandsgewinne durch technologischen Fortschritt zu unterbinden, ist deutlich weniger attraktiv. Ungleichheit im Konsum würde sich weniger schnell auf einige ausgewählter Güter konzentrieren, aber nicht verschwinden und das allgemeine Wohlstandniveau würde langsamer zunehmen.

Erstmals erschienen bei IREF.

Photo: xflickrx from flickr.com (CC BY-SA 2.0)

Von Dr. Hubertus Porschen, Bundesvorsitzender des Wirtschaftsverbands Die Jungen Unternehmer.

Wohin geht es mit Deutschland?

Wir werden immer älter. Wir bekommen weniger Kinder. Der demographische Wandel und die Alterspyramide zeigen: Deutschland ist ein Land der Alten, welches immer älter wird. Für den einzelnen ist das nicht dramatisch. Im Gegenteil, der medizinische Fortschritt führt zu einer längeren Lebenserwartung und auch dazu, dass sich ältere Menschen länger fit fühlen. Die Digitalisierung vereinfacht den Alltag und auch das Berufsleben, sodass Menschen länger arbeiten können. Was jedoch bedenklich ist, ist die Verschiebung der gesellschaftlichen Prioritäten zugunsten der Älteren. Junge Menschen wählen den Fortschritt, den Wandel und die Zukunft. Alte Menschen sind da kritischer. Neue Technologien werden mit Argwohn betrachtet und langfristige Projekte, die das Leben kurzzeitig einschränken und langfristig die Lebensqualität stark erhöhen, kommen nicht in Frage. Große Veränderungen in der Infrastruktur, wie Flughäfen oder Windparks, sind solche Beispiele. Sicher, es nicht bei jedem so, doch wer sich die Änderung des Wahlverhaltens im Alter und Teilnehmer von bestimmten Demos anschaut oder sich einfach selbst reflektiert, sieht: Wir werden mit dem Alter konservativer und treffen weniger mutige Entscheidungen.

Wie reagiert die Politik?

Den großen Parteien bleibt – besonders in Wahljahren – diese Entwicklung nicht verborgen. Anstatt die Fragen, die der demographischen Wandel aufwirft, mutig anzugehen und beispielsweise das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung zu koppeln, wird die zuverlässigste und größte Wählergruppe mit Rentengeschenken im Wahlkampf umgarnt. So geschah es vor vier Jahren mit der abschlagsfreien Rente mit 63 und der Mütterrente. Nach dem Motto: „Ich will Oma nicht die Rente kürzen“ oder „Das Thema Rente ist noch soweit weg“, schauen die Jüngeren entweder zu, oder dürfen noch nicht wählen, weil sie unter 18 Jahren sind. Nur wenige lehnen sich auf. Es bleibt unbeachtet, dass die Parteien zu Lasten der künftigen Generationen die Staatsschulden so sehr in die Höhe treiben, dass Zukunftsthemen, wie Digitalisierung, Infrastruktur und Bildung, völlig untergehen. Die Parteien brauchen wieder Anreize, um solche Themen in Angriff zu nehmen und kommenden Generationen einen stabilen Haushalt zur freien Entfaltung in der Gesellschaft zu bieten.

Was fordern Die Jungen Unternehmer?

Die Politik muss die Jugend ernst nehmen, um selbst ernst genommen zu werden. Das politische Selbstvertrauen der jungen Generation ist auf einem Tiefstand: Das Brexit-Veto, die U.S.-Wahl und auch das Referendum zum Präsidialsystem Erdogans in der Türkei, wurden von vielen jungen Wählern verpasst. Mal aus Desinteresse, mal bewusst aus Politikverdrossenheit. Der Glaube, etwas in der Politik bewegen zu können, schwindet. Daran ist auch die Klientelpolitik für Leute ab 50 plus verantwortlich. Zukunftsthemen bleiben auf der Strecke. Die Jugend muss Politik mitgestalten, sonst geht Deutschland bald am Stock. Wir möchten als Verband das Kernthema unseres politischen Handels, Generationengerechtigkeit, im Grundgesetzt verankert sehen. Politiker haben keinen Anreiz jetzt sparsam zu sein. Wir sollten Sie mit dieser Maßnahme die Regierenden in aller Regelmäßigkeit an die Verantwortungen für die nächsten Generationen erinnern.

Unsere Aktion im Wahljahr

Um das politische Selbstbewusstsein der Jugend zu wecken und auch die Verdrossenheit gegenüber der Politik in Zeiten Trumps, Erdogans und des Brexit zu bekämpfen, haben Die Jungen Unternehmer die Aktion „Germany´s next Bundeskanzler/in“ gestartet. Hier wird die Stimme der jungen Generation gesucht, die die Interessen der Erst- und Zweitwähler am besten vertritt. Die Aktion soll junge Wähler für Politik begeistern. Politik muss wieder erkennen, dass es neben den Interessen der Alten noch die der Jungen gibt. Die politische Agenda braucht neue Prioritäten.

Photo: Metro-Goldwyn-Mayer Studios

Stil-Ikone, Kommunistenfresser, Macho, Weltretter – wenige Figuren haben die Pop-Kultur so langfristig geprägt und zu Begeisterung und Entrüstung geführt wie James Bond. Er steht stellvertretend für die enorme Prägekraft westlicher Kultur. Und das ist in der Summe sehr gut so.

Im Angesicht der Todes

James Bond hatte es mit jedem erdenklichen Schurken aufgenommen: Natürlich mit den Sowjets, aber auch mehrfach mit einer Weltverschwörungs-Gruppe, mit Wirtschaftskriminellen, Diktatoren, Drogenbaronen, Öko-Extremisten, Hackern und Medienmogulen. Diese Erzschurken wollen bisweilen die gesamte Menschheit vernichten. Immer aber ist ihre kriminelle Aktivität darauf gerichtet, die Freiheit und den Wohlstand der Menschen zu kapern. Der ebenso furchtlose wie stilsichere Geheimagent nimmt es regelmäßig mit veritablen Menschenfeinden auf. Während er dabei oft genug auch mit den Fallstricken der britischen Bürokratie zu kämpfen hat und auch mit mancherlei moralischen Dilemmata konfrontiert ist, bleibt er im Grunde seines Herzens doch immer ein aufrechter Mensch, der sich nach Kräften bemüht, den Sieg des Bösen zu verhindern.

Freilich sind viele der Filme, die seit 55 Jahren einen Kernbestand der Pop-Kultur bilden, auch sehr zeitverhaftet. Der von Sean Connery verkörperte James Bond der 60er Jahre empfiehlt sich nicht als Vorbild für den Umgang mit Frauen. Der optimistische und selbstsichere Bond Pierce Brosnans passte hervorragend in die Aufbruchsstimmung der 90er Jahre und personifiziert geradezu das Wort des Politikwissenschaftlers Francis Fukuyama vom „Ende der Geschichte“. Dagegen ist Daniel Craigs Interpretation schon vom Selbstzweifel einer Welt geprägt, die 9/11 und die Finanz- und Wirtschaftskrise hinter sich hat. Man kann sicherlich auch manches kritisieren am Setting der Filme, die eigentlich nur die Welt der Reichen und Schönen darstellen. Aber die Filme waren zur Unterhaltung gedacht – und sie haben über Jahrzehnte hinweg Abermillionen von Menschen großen Spaß bereitet.

Die Welt ist nicht genug

Gerade diese Anziehungskraft des coolen und souveränen Top-Agenten hat aber noch weitaus größere Wirkung als nur die Werbeeffekte für Omega, Sony und Aston Martin. Er ist ein Produkt der Unterhaltungsindustrie, das weltweit konsumiert wird. In China und Indien gehörte der letzte Bond zu den erfolgreichsten Filmen überhaupt. Von kleinen Städtchen im Amazonas bis ins Politbüro von Vietnam – überall kennt man James Bond. Mehr als 90 % der Weltbevölkerung kennt gar keine Welt ohne James Bond-Filme. Die Bedeutung dieses Faktums lässt sich kaum überschätzen. Denn es bedeutet, dass unzählige Menschen rund um den Globus die „westliche“ Lebensart kennenlernen. Die prägende Kraft solcher Erzählungen ist gewaltig. Auch wer nie die politische Geschichte Großbritanniens studiert, die US-Verfassung in der Hand gehabt oder sich mit dem Scheitern von Plan- und Staatswirtschaft auseinandergesetzt hat, bekommt über den Konsum dieser Filme die Botschaft vermittelt, dass es böse Menschen gibt, die Krieg säen und Unfreiheit verbreiten wollen – und dass es wichtig ist, diese Menschen aufzuhalten.

Dadurch wird natürlich noch nicht jeder Bond-Fan zu einem glühenden Anhänger des freiheitlich-demokratischen Rechtsstaates und der Marktwirtschaft. Aber nie war es so leicht wie heute, die Werte zu vermitteln, die für ein friedliches und gedeihliches Miteinander der Menschen grundlegend sind. Der Job, den früher Lehrer und Journalisten, Aktivisten und Politiker in mühseliger und hartnäckiger Kleinstarbeit leisten mussten, unterstützen und übernehmen im Zeitalter der Massenunterhaltungsindustrie Drehbuchautoren und Regisseure, Sängerinnen und Comic-Zeichner. Die Globalisierung der Pop-Kultur ermöglicht schneller, effizienter und breitenwirksamer eine weltweite Vermittlung von freiheitlichen Werten als das regierungsfinanzierte und -organisierte Organisationen je könnte.

Der Spion, der uns liebt

Historiker schreiben einem Unterhaltungskünstler wie David Hasselhoff eine bedeutende Rolle auf dem Weg zur Wiedervereinigung zu. Junge Chinesen können heute durch Superhelden wie Batman oder Captain America ein Verständnis dafür bekommen, dass ein übergriffiger Staat und eine korrupte Bürokratie nicht Normalität sein müssen. Und Schauspielerinnen, Sänger und Models vermitteln in Interviews, die millionenfach im Internet gelesen oder angesehen werden, jungen Menschen Selbstwertgefühl und Hoffnung. Manche mögen diese Statements mit einem gewissen Dünkel als Banalitäten oder Selbstinszenierung abtun. Vermutlich leisten ein paar solcher Äußerungen jedoch für die persönliche Emanzipation von Jugendlichen in autoritären Staaten und reaktionären Gesellschaften mehr als 66 Jahre Goethe-Institut.

Ideen verändern die Welt. Dass es heute so vielen Menschen möglich ist, sich als Individuum zu entfalten, liegt ganz wesentlich daran, dass sich diese Ideen verbreitet haben. Und Ideen sind enorm zäh: wenn sie einmal in der Welt sind, wird man sie kaum mehr los – weder mit Geheimpolizisten, noch mit Gefängnissen oder mit Gegenpropaganda. Der Beitrag, den so scheinbar banale Gestalten wie die Superheldin Wonder Woman, der Star Wars-Protagonist Luke Skywalker oder eben James Bond zur Verbreitung der Ideen unserer Offenen Gesellschaft leisten, ist immens. Sie sind nicht nur in der Welt auf Zelluloid Superhelden. Sie sind es auch im wahren Leben. Sie sind Agenten im Geheimdienst ihrer Majestät – ihrer Majestät der Freiheit.