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Wahrscheinlich sagt nichts mehr aus über das Vertrauen in unsere marktwirtschaftliche Ordnung als die Bestsellerliste der deutschen Wirtschaftsbücher. Hier führt seit Monaten das Buch „Das Ende des Kapitalismus“ der taz-Autorin Ulrike Herrmann. Sie plädiert darin für ein „grünes Schrumpfen“ und eine „Überlebenswirtschaft“, die nicht auf Wirtschaftswachstum setzt, sondern auf eine Wirtschaftsordnung, die die „Kriegswirtschaft Englands in den 1940er Jahre“ zum Vorbild hat. Eine Kommandowirtschaft, die das Notwendige verteilt und zentral gesteuert wird.
Als hätten die Menschen aus den Experimenten des Sozialismus nichts gelernt. Wer es nochmals nachlesen will, dem empfehle ich das in der Edition Prometheus erschienene Buch von Kristian Niemietz „Sozialismus – Die gescheiterte Idee die niemals stirbt“. Der Sozialismus, also die Hermann‘sche Kommandowirtschaft, ist immer gescheitert.
Die Pandemie und die Energiekrise in der Folge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine haben uns bereits ein Stück weit in diese Kommandowirtschaft geführt. Individuelle Freiheitsrechte wurden zugunsten eines kollektiven Gesundheitsschutzes untersagt oder massiv eingeschränkt. Höchstpreise und staatliche Bevorratung bei Energie sorgen für Eingriffe in den Preismechanismus, die nicht weit weg sind von einer Kriegswirtschaft – zumindest ist sie deren Folge.
Um die auf Privateigentum fußende Marktwirtschaft, also den Kapitalismus, ist es daher aktuell nicht gut bestellt. Dabei ist er eine globale Erfolgsgeschichte. Im Jahr 1800 betrug die Weltbevölkerung 1 Milliarde Menschen. Heute sind es 8 Milliarden und im Jahre 2050 sind es voraussichtlich 10 Milliarden. Im Jahr 1800 waren 90 Prozent der Bevölkerung Hungernde. 1980 waren es noch 20 Prozent und heute sind es zwar immer noch 10 Prozent. Diese 10 Prozent könnten aber problemlos ernährt werden, wenn neue Anbaumethoden, neues Saatgut und eine gefestigte Eigentumsordnung in den Entwicklungsländern eingeführt würden. Deren Kommandowirtschaft, die vielfach eine Kriegswirtschaft mit Korruption und Vetternwirtschaft ist, verhindert gerade dies. Wer eine Schrumpfwirtschaft anstrebt, will eigentlich zurück ins beginnende 19. Jahrhundert. Warum hegen so viele Menschen ein so großes Misstrauen gegenüber dem Kapitalismus und der Marktwirtschaft?
Vielleicht weil sie so erfolgreich sind. Die Marktwirtschaft gibt der Knappheit einen Preis. Damit sendet sie ein entscheidendes Signal an die Marktteilnehmer aus. Das ist das eigentliche Wunder. In einer freien Marktwirtschaft gibt es keinen Mangel, sondern Güter und Dienstleistungen werden überall und zu jeder Zeit in der richtigen Menge und zum richtigen Preis zur Verfügung gestellt. Das hat dazu geführt, dass ein ausreichendes Angebot an Waren und Dienstleistungen für alle zur Verfügung gestellt wurden. Der Kapitalismus war sogar so erfolgreich, dass Güter und Dienstleistungen die Jahre zuvor Luxusgüter für Betuchte waren, plötzlich allen Menschen zur Verfügung standen. Fliegen war in den 1950er Jahren ein Luxus, heute ist eine Flugreise von München nach Berlin billiger als mit dem Auto oder Bahn zu fahren.
Dieser soziale Fortschritt wird vielfach kritisiert, weil das Flugzeug einen schlechteren ökologischen Fußabdruck hat als die Bahn. Was den Kritikern letztlich missfällt, ist die Nichtberücksichtigung von Externalitäten wie der Luftverschmutzung oder der CO2-Belastung. Doch vielfach werden hier Äpfel mit Birnen verglichen. Natürlich verursacht der reine Betrieb eines Verkehrsflugzeuges pro Fahrgast im Vergleich zu einem ICE eine höhere CO2-Belastung, und dies spiegelt sich auch nicht im Fahr- bzw. Flugpreis wider. Doch eine Studie im Auftrag der Friedrich-Naumann-Stiftung weitet den Horizont. Denn für eine umfassende Betrachtung reicht nicht nur der reine Betrieb, sondern auch der Umfang und der Unterhalt der für den jeweiligen Verkehrsträger notwendigen Infrastruktur müssen berücksichtigt werden. Flugzeuge benötigen mit ihren Flughäfen weniger Fläche und fast keine weitere Infrastruktur. Die Bahn benötigt Bahnhöfe, Schienen, Tunnel, Brücken und vieles andere mehr, deren Instandhaltungs- und Unterhaltungsaufwand enorm ansteigen je schneller die Züge fahren. Hier schneidet dann plötzlich die Bahn gar nicht mehr so gut ab.
Weniger Fliegen ist deshalb vielleicht nicht die Lösung, sondern eher eine effizientere Antriebstechnik mit einem geringeren Verbrauch oder alternativen Kraftstoffen. Und eine Verdammung des Individualverkehrs ist dann auch nicht notwendig, sondern eine bessere Nutzung des Autos wäre besser, indem im Durchschnitt mehr Menschen mit einem Auto fahren. Und auch da hilft es, auf alternative Kraftstoffe zu setzen und effizientere Motoren zu entwickeln. Und hier kommen wir zur Hermann‘schen Kommandowirtschaft zurück. Woher soll ein Kommandant in der Regierung die notwendigen Informationen über den Bedarf an Verkehrsmitteln, an welchem Ort und zu welcher Zeit haben. Dieses umfassende Wissen hat kein Kommandant, keine Regierung oder Parlament. Dazu braucht es Unternehmer, die Risiken eingehen und durch Versuch und Irrtum herausfinden, welches Angebot das richtige ist. Um es mit Friedrich-August von Hayek zu sagen: „Dass in die Ordnung der Marktwirtschaft viel mehr Wissen von Tatsachen eingeht, als irgendein einzelner Mensch oder selbst irgendeine Organisation wissen kann, ist der entscheidende Grund, weshalb die Marktwirtschaft mehr leistet als irgendeine andere Wirtschaftsform.“