Kurz vor Beginn der Fastenzeit begann Amazon Prime mit der Veröffentlichung von Episoden der Serie „House of David“; zwei Wochen vor Ostern erschien die letzte Episode der ersten Staffel. Auch daran merkte man, dass es sich bei der Produktion um ein religiös motiviertes Unterfangen handelt. Dass die Geschichte des zweiten und die gesamte Geschichte seines Reiches überstrahlenden israelitischen Königs David von Amazon ins Programm genommen und sehr aufwendig produziert wurde, zeigt generell, dass religiöse Themen auch kulturell wieder präsenter werden. Auch für nicht-religiöses Publikum ist die Serie freilich ein spannendes Sehvergnügen mit einer zwischen „Herr der Ringe“ und „Star Wars“ operierenden Erzählkunst und Ästhetik. Wobei diese sich natürlich ihrerseits intensiv an der Bibel orientiert hatten …

Es gelingt den Machern, die Geschichte des (in der ersten Staffel noch jungen) Königs und seines Umfelds mir Respekt vor der Vorlage zu erzählen. Aber sie gehen über die mitunter holzschnittartigen Berichte der Bibel hinaus und geben den Figuren Raum zur Entwicklung und Vertiefung. Samuel als ganz von seiner Mission ergriffener Prophet überzeugt ebenso wie die machttechnokratischen Philisterkönige. Der alte König Saul hat genug Gelegenheiten, seinen Wandel zwischen den Welten mitfühlbar zu machen: zwischen Gut und Böse, Gottesfurcht und Eitelkeit, Zorn und Liebenswürdigkeit, Berechnung und Wahnsinn. Sehr sehenswert ist die Serie nicht nur, weil sie technisch und schauspielerisch überzeugt: Sie zeigt auch, wie stark Welt- und Menschenbild der europäisch-westlichen Welt geprägt sind von den paar kleinen Wüstenstämmen, die im ersten Jahrtausend vor Christus zwischen den Großreichen ihrer Zeit in den Berggebieten oberhalb des östlichen Mittelmeers zusammenfanden.