Um amerikanische Politik zu verstehen, muss man etwas von Religion verstehen. Das ist schnell gesagt – und ebenso schnell enden Verständnisversuche an der Oberfläche. Bücher wie Annika Brockschmidts Amerikas Gotteskrieger wollen dem deutschen Publikum den amerikanischen Evangelikalismus erklären. Doch Büchern dieser Art ist oft gemein, dass sie wenig Verständnis für die Ernsthaftigkeit dieser Form von Religiosität mitzubringen scheinen. Ganz anders der Podcast „Das Wort und das Fleisch“ von Thorsten Dietz und Martin Christian Hünerhoff. Beide kennen die evangelikale Szene aus eigener Erfahrung und bringen eine theologisch fundierte, politisch – linksliberal – informierte Perspektive mit. Mit großer Differenzierung und spürbarem Wohlwollen entwerfen sie eine Art Weltkarte des Christentums seit 1945. Besonders hilfreich ist das, wenn es um die religiöse Landschaft der USA geht. In einigen der jüngsten Folgen zeigen sie, wie vielschichtig der Evangelikalismus dort ist. Auch wenn ihre eigene Haltung hörbar bleibt, gelingt ihnen meist eine klare Trennung zwischen Analyse und Wertung. So öffnen sie den Blick für ein Christentum, das aufrichtige Frömmigkeit ebenso kennt wie strategische Doppelmoral.