Photo: Melvin J. Lasky
Marko Martin, der mutige liberale Intellektuelle, spielte schon in einem unserer letzten Newsletter eine promintente Rolle, als derjenige, der erst bei unserer Taverne sprach und dann dem Bundespräsidenten in Schloss Bellevue die Leviten über die Verstrickungen seiner Sozialdemokratie mit den Autokraten der Welt las.
Schon 1999 publizierte Martin ein inspirierendes Buch über die Macher hinter der anti-totalitären Zeitschrift „Der Monat“. Sie vereinte in der Nachkriegszeit Intellektuelle, wie Isaiah Berlin, Friedrich August von Hayek und Artur Koestler, die für den freien Westen stritten. Die große Persönlichkeit im Hintergrund was Melvin J. Lasky. Als Gefechtshistoriker kam der gebürtiger New Yorker, der fließend Deutsch sprach, mit der amerikanischen Armee im Zweiten Weltkrieg nach Deutschland und blieb.
Schon auf dem ersten deutschen – und stark sozialistisch geprägten – Schriftsteller-Kongress äußerte er „Zweifel am Demokratieverständnis der Sowjets“ und fragte nach dem Schicksal internierter sowjetischer Schriftsteller. Damit machte er sich in der linken Intelligentsia des frühen Bundesrepublik viele Feinde – und das obwohl er in seinen Studienjahren auch mit dem Sozialismus sympathisierte
1948 gründete er das Magazin “Der Monat”, um dem Liberalismus in Deutschland einen intellektuellen Unterbau zu erlauben. Dort kuratierte er bis 1960 für zwölf Jahre einen der wohl wichtigsten Orte anti-totalitärer, pro-westlicher und humanistischer Publizistik. Das Markenzeichen der Zeitschrift und der große Verdienst Laskys war die Breite des intellektuellen Spektrums: Adorno und Orwell schrieben für den Monat genauso wie Hayek und Max Frisch.
Bis heute gilt das Blatt unter Historikern als eine der wichtigsten intellektuellen Grundlagen für die stabile deutsche Westbindung jener Zeit. Zwar wurde das Magazin mit Unterbrechungen noch bis 1987 herausgegeben, aber es konnte niemals mehr an die Erfolge anschließen, nachdem Lasky 1960 nach London ging, um ein weiteres erfolgreiches Magazin – “The Encounter” – herauszubringen.
Lasky kehrte später nach Deutschland zurück. 2004 verstarb er und wurde im Berliner Westend begraben. Sein Grab ziert ein Quader, auf dem aus Stein geschlagene Bücher liegen. Eine steinerne Erinnerung an die Bedeutung der Ideen für die freie Gesellschaft.