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Kurt Zube (1905-1991) war ein hundertprozentiger Überzeugungstäter. In seinen Studienjahren in Berlin war er mit dem Anarchismus in Kontakt gekommen. Er freundete sich mit John Henry Mackay (1865-1933) an, der das Erbe der individualanarchistischen Denker in Deutschland am Leben erhielt, insbesondere von Max Stirner (1806-1856). Von den Nationalsozialisten wurde Zube schon 1933 verfolgt und massiv schikaniert: so fielen seine Privatbibliothek und Manuskripte den Flammen zum Opfer. 1935 wurde er, nachdem er sich nach Österreich abgesetzt hatte, von deutschen Behörden ausgebürgert. Er beteiligte sich in der Zeit auch an der Entstehung einer genossenschaftlich organisierten Privatwährung, die heute noch als WIR Bank in der Schweiz aktiv ist. Sechzehn Jahre verbrachte er als Staatenloser – im Herzen war er es freilich schon seitdem er sich für Politisches interessiert hatte. Bis an sein Lebensende war er unermüdlich publizistisch und verlegerisch tätig, um das geistige Erbe des Individualanarchismus lebendig zu erhalten.

Man kann sich vorstellen, wie dieser – durch eine heftige Schwerhörigkeit auch noch behinderte – Sonderling auf seine Umwelt gewirkt haben muss. Man kennt diese nerdigen Außenseiter, die sich missionarisch einer Sache widmen und auch noch mit einer Art Weltformel um die Ecke kommen. Diese Leute, die immer irgendwie am Rand der bürgerlichen Existenz kratzen und aus der Sicht der meisten Menschen eine Art Negativ-Karriere machen: ihr Leben hebt nie so richtig ab. Aber oft sind die bedeutsamen Ideen, die unsere Welt besser gemacht haben, weder von Rolexträgern noch von Würdenträgern erdacht und für spätere Zeiten bewahrt worden. Womöglich wird man in zwei-, dreihundert Jahren auf Leute wie Stirner, Mackay und Zube so zurückblicken wie wir heute auf die Freaks vergangener Jahre, die schon vor Jahrhunderten von Toleranz, Meinungsfreiheit, Gleichberechtigung oder Gewerbefreiheit sprachen.