Geopolitische Spannungen haben immer wieder dazu geführt, dass Gold große Beliebtheit als Anlageform erfährt. Dies ist auch in jüngster Zeit der Fall. Allein im vergangenen Jahr stieg der Goldpreis in Euro um 33 Prozent, in diesem Jahr bereits um weitere 16 Prozent. Damit zählt Gold derzeit zu den attraktivsten Anlageformen. Dies liegt auch an seiner besonderen Natur. Der Bankier J.P. Morgan(1837–1913) brachte es auf den Punkt: „Gold ist Geld, alles andere ist Kredit.“ Damit betonte er, dass Gold das ultimative Geld ist. In Zeiten, in denen alles ins Wanken gerät und Vertrauen schwindet, bleibt Gold als Wertaufbewahrungsmittel, Tauschmittel und im Extremfall sogar als Zahlungsmittel bestehen. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass Währungen wie der Euro oder der Dollar Kreditgeld sind, das aus dem Nichts geschaffen wird. Jede Kreditvergabe einer Bank erzeugt neues Buchgeld per Mausklick. Notenbanken steuern als zentrale Institutionen durch Zinspolitik oder direkte Eingriffe in den Kreditmarkt die Geldmenge und damit mittelbar auch die Inflation – oder versuchen es zumindest.

Heute ist die Welt hochverschuldet, möglicherweise sogar überschuldet. Allein die USA haben Schulden in Höhe von 34 Billionen US-Dollar und müssen in diesem Jahr 9 Billionen US-Dollar refinanzieren. Viele vermuten, dass dies der Grund ist, warum Donald Trump den Dollar abwerten und das Zinsniveau senken will. Diese riskante Politik hat weitreichende Folgen für die Weltwirtschaft und die Notenbanken. In diesem Zusammenhang rücken die Reserven der Notenbanken verstärkt in den Fokus, wobei Gold eine zentrale Rolle spielt.

Die deutschen Goldreserven umfassen 3.351 Tonnen und haben einen aktuellen Wert von rund 338 Milliarden Euro. Sie lagern zu 51 Prozent in Frankfurt, zu 37 Prozent in New York und zu 12 Prozent in London. Die Verteilung hat historische Gründe, die mit der Entstehung der Goldreserven in der Ära des Bretton-Woods-Systems zusammenhängen. Bis 1971 wurden Handelsüberschüsse in Gold eingelöst, was in den 1960er-Jahren zu beträchtlichen Goldreserven der Deutschen Bundesbank führte. Diese wurden an den internationalen Finanzplätzen New York und London eingelagert. Bereits während der Eurokrise Anfang der 2010er-Jahre gab es in Deutschland eine Debatte über die Lagerorte. Ein Bericht des Bundesrechnungshofs löste damals eine breite politische Diskussion über die Rückholung der Reserven nach Deutschland und Europa aus. Es gab berechtigte Zweifel, ob die Bundesbank ihre Aufsichtspflicht über die in New York gelagerten Goldreserven tatsächlich erfüllte, da weder regelmäßige Audits durchgeführt noch Bestandslisten oder Barrennummern dokumentiert wurden. Ab 2013 zog die Bundesbank Konsequenzen, holte einen Teil des Goldes nach Frankfurt und führte regelmäßige Audits ein.

Dennoch stellt sich die Frage, ob eine weitere Diversifizierung der Währungsreserven der Bundesbank nicht sinnvoll wäre. Ich halte dies für notwendig. Die geopolitischen Unsicherheiten, die derzeit durch Donald Trump entstehen, sollten die Bundesbank zum Umdenken bewegen. Die Rückholung des Goldes stellt aber eine logistische Herausforderung dar, die nicht kurzfristig umsetzbar ist. Ein sicherer Transport muss organisiert und Lagerkapazitäten in Deutschland geschaffen werden – ein Prozess, der Jahre dauern kann.

Die logistischen Herausforderungen verdeutlichen einen Nachteil von Gold: Es ist physisch schwer, was Transport, Lagerung und Sicherung aufwendig macht. Dennoch sollte eine Reduzierung der Goldbestände in New York ernsthaft in Erwägung gezogen werden. Eine Alternative wäre, wenn die Bundesbank neben Gold auch auf „digitales Gold“, also Bitcoin, setzen würde. Bitcoin ist wie Gold begrenzt und dadurch begehrt. Seine Menge ist auf 21 Millionen Einheiten festgelegt und kann nicht vermehrt werden. Weltweit wird Bitcoin als Wertaufbewahrungsmittel anerkannt und geschätzt. Im Gegensatz zu Gold ist es einfach zu speichern, zu transportieren und zu transferieren. Daher sollte die Bundesbank in Erwägung ziehen, ihre in New York gelagerten Goldreserven – etwa 1.240 Tonnen – zu verkaufen und in Bitcoin zu tauschen. Damit würde sie zwei Ziele erreichen: Zum einen wären die Goldreserven nicht mehr in den USA, zum anderen hätte die Bundesbank ihre Währungsreserven diversifiziert und eine werthaltige Alternative zu physischem Gold in ihrer Bilanz. Ein Nebenaspekt wäre auch, dass Buchgewinne der Bundesbank sichtbar würden. Allein zwischen 2020 und 2025 ist der Marktwert der Goldreserven der Bundesbank um über 150 Mrd. Euro gestiegen. Dann könnte die Bundesbank auch wieder Gewinne an den Finanzminister ausschütten, die dieser für eine zeitnahe  Finanzierung einer Unternehmensteuerreform nutzen könnte, die den Standort Deutschland wieder wettbewerbsfähig machen würde. Man darf ja mal träumen….

Erstmals erschienen bei ThePioneer.