Photo: Cyndy Sims from Flickr (CC BY-SA 2.0)

Die wirtschafts-, fiskal- und sozialpolitischen Linien, die sich in den derzeitigen Koalitionsverhandlungen abzeichnen, können einem Drehschwindel verursachen. Die Rentenkatastrophe könnte nicht nur ignoriert, sondern verschlimmert werden. Möglicherweise wird das private Sparen zum Ausgleichen dieser Katastrophe noch schwerer gemacht durch Steuerbelastungen. Der gordische Bürokratieknoten wird viel bejammert, wird aber vermutlich, wie schon unter der Ampel, nur bisweilen mal mit einer Nagelfeile bearbeitet. Und ob Bundeswehr, Infrastruktur und Mittelstand wirklich die Befreiungsschläge bekommen, die sie bräuchten? Derzeit sieht es deutlich nach einem Weiterwurstelsalat aus.

Und ganz viele sind völlig entgeistert. Merz hatte doch ein ganz anderes Bild gezeichnet. Der knallharte Mann aus der Wirtschaft. Der Anti-Merkel. Der Sehnsuchtstraum mehrerer Generationen von Junge Union-Mitgliedern. Was viele in ihrem Lechzen nach Veränderung womöglich übersehen haben: Den sie für einen Tiger hielten, war schon als Bettvorleger gestartet. Erst im dritten Anlauf hatte Merz den Parteivorsitz errungen. Eine der ersten Maßnahmen in diesem Amt war die Einführung einer Frauenquote für die Union. Und so richtig Schwung bekam er aus dem Ampel-Chaos der letzten Jahre auch nicht heraus. Es hat schon seinen Grund, dass erfahrene Unions-Schlachtrösser die letzten zwei Jahre Distanz zu Merz gehalten hatten.

Am Ende aber kann der womöglich bedauernswerte Friedrich Merz auch gar nicht einmal so viel für die verbitterte Enttäuschung, die sich derzeit in konservativen, bürgerlichen und marktwirtschaftlichen Kreisen breitmacht. Denn der Kern des Problems ist (und bleibt) die irrationalen Erwartungen, die in Politiker gesetzt werden. Auch nach rund 100 Jahren moderner Massendemokratie haben die Menschen noch längst nicht gelernt, ein realistisches Erwartungsmanagment gegenüber Politkern zu etablieren. Wenn man das hinbekommt, tut auch die Ent-Täuschung nicht mehr so weh.