Photo: Gordon Family

Die japanische Verfassung von 1946 war ein Vorreiter in Fragen der Frauenemanzipation. Japan? Kurz nach dem 2. Weltkrieg? Ja, und das hat vor allem mit einer 22jährigen ostjüdischen Wienerin aus den USA zu tun.

Beata Sirota kam aus einer der klassischen osteuropäisch-jüdischen Musikerfamilien. Ihr Vater, ein begnadeter Pianist, stammte aus der damals unter russischer Herrschaft stehenden Ukraine und wanderte 1904 nach Wien aus. 1923 wurde Beata geboren und 1930 zogen ihre Eltern mit ihr weiter nach Japan, nicht zuletzt, um dem wachsenden Antisemitismus zu entkommen. Es war ein glücklicher Zufall, dass sie 1939 nach Kalifornien ging, um dort ihre akademische Bildung weiterzuverfolgen. So war sie beim japanischen Angriff auf Pearl Harbor zwar von ihren Eltern getrennt, aber in Sicherheit. Nach Kriegsende bemühte sich Sirota darum, in Japan eingesetzt zu werden, um ihre Eltern wiederzusehen. Am 25. Dezember 1945 wurde die Familie wieder vereint.

Bei ihrem Einsatz in Japan waren ihre Sprachkenntnisse von großer Bedeutung: sie sprach fließend Deutsch, Englisch, Russisch und Französisch. Vor allem aber Japanisch. Und das war in den USA der damaligen Zeit ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal. Sie unterstützte die amerikanischen Besatzungsbehörden unter General Douglas MacArthur, und fand sich schon nach wenigen Monaten in einer der Kommissionen wieder, die die neue japanische Verfassung erarbeiten sollten – und zwar in der für Bürgerrechte. Zum Glück für die japanischen Frauen hatte Sirota keine Hemmungen, sich dort für die Werte stark zu machen, von denen sie überzeugt war, auch wenn sie als junge Frau wohl nur wenig Autorität zugesprochen bekam. Die von Sirota durchgesetzten Prinzipien waren dabei nicht dazu angetan, tief in kulturelle Gewohnheiten einzudringen, sondern stellten schlicht die Gleichberechtigung vor dem Gesetz her. Viele Traditionen konnten bestehen bleiben, aber es gab für das Individuum die Möglichkeit, ihr Leben selbstbestimmt zu führen.

In turbulenten Zeiten wie diesen würde man sich von dem Autor Joseph Roth, einem stilistisch und erzählerisch absolut brillanten Zeitbeobachter der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts, vermutlich das Werk „Radetzkymarsch“ aus dem Regal ziehen, um sich in der Verfallsgeschichte des Habsburgerreiches zu spiegeln. Meine Empfehlung ist jedoch ein anderes Buch das Autors: „Hiob. Roman eines einfachen Mannes“. (Eine der Schullektüren, die mir am meisten bedeutet haben.) Die Erzählung des Schicksals einer ostjüdischen Familie zwischen der Jahrhundertwende und dem Ende des Ersten Weltkriegs hat auch vielerlei bedrückende Wendungen. Sie spielt zunächst in einer fiktiven Ortschaft in Galizien, der heutigen Westukraine, und danach in den Vereinigten Staaten, das von der Familie als Gelobtes Land angesteuert wird, aber zugleich den dauernden Makel in sich trägt, das exakte Gegenteil der Heimat zu sein. Zerrissen und getrieben eilen die Charaktere durch eine sich ändernde, sich zerstörende und sich erneuernde Welt.

Anders als im „Radetzkymarsch“ findet Roth in „Hiob“ ein hoffnungsvolleres Ende einer in weiten Teilen tieftraurigen Geschichte. Kein Wunder, dass das dem marxistischen Publizisten Herbert Marcuse nicht passte. Er schrieb zu der optimistischen End-Wendung: „Das Leben erweist sich als gnädiger Gott, der sich zuletzt versöhnlich zeigt – doch das ist nicht die Wahrheit der Geschichte.“ Gerade in Zeiten wie unseren ist es kontraproduktiv in den Fatalismus der marxistischen Geschichtslogik zu verfallen. Vielmehr müssen wir jetzt erst recht daran glauben, dass unsere Begabungen und unser Wille zur Verbesserung auch eine Wendung zum Guten ermöglichen können. Joseph Roth trank sich schrecklicherweise 1939 zu Tode. 50 Jahre später erhob sich seine Heimat in der jetzigen Ukraine gegen den Sowjetimperialismus. Und heute, 85 Jahre später ist sie unter einem jüdischstämmigen Präsidenten an der vordersten Front der Verteidigung der Freiheit. Der Kampf der Ideen bleibt, aber die Front verschiebt sich langfristig zu Gunsten der Freiheit. Weil Menschen immer wieder die Kraft zur Hoffnung gefunden haben.

Photo: Joanna Keen from Flickr ( CC BY-ND 2.0)

Bundestagswahl. Mal wieder. Und die deutschen Wählerinnen und Wähler haben auch kürzlich eine Mahnung mitbekommen: „An die Demokratie zu glauben, bedeutet zu verstehen, dass jeder unserer Bürger über Einsicht verfügt und eine Stimme hat. Und wenn wir uns weigern, auf diese Stimme zu hören, werden auch unsere erfolgreichsten Kämpfe am Ende nur wenig bewirken.“ So sagte es der amerikanische Vize-Präsident JD Vance auf der Münchener Sicherheitskonferenz. Demokratie, so ist er überzeugt, dient dazu, dass die Menschen ihre Wünsche durchsetzen können: „Es gibt so viel Wertvolles, das man erreichen kann mit dem demokratischen Mandat, das daher stammt, dass man besser auf die Stimmen der Bürger antwortet.“

Was Vance dort beschrieben hat, ist allerdings nicht eine freiheitliche Demokratie, wie sie Europa und Amerika in den letzten Jahrhunderten entwickelt haben, und wie sie uns vor allem auch die Amerikaner nach 1945 noch einmal nahegebracht haben. Was Vance beschreibt, ist eine Variante des Kollektivismus. Anders als den Vätern der amerikanischen Verfassung oder ihren Vordenkern in Europa geht es ihm nämlich nicht darum, den einzelnen Bürger von übergriffigen Regierungen zu befreien. Vielmehr dient das angenommene Mandat, das man sich über „den Willen des Volkes“ holt, dazu, die Ausweitung der eigenen Macht „im Sinne des Volkes“ zu begründen. (Und ja klar, auch linke Kräfte argumentieren so.)

Die freiheitliche Demokratie ist aber nicht dazu da, vermeintlichen Mehrheiten Machtmittel in die Hand zu geben. Zumal diese Mehrheiten ohnehin wandelbar, unklar, oft nicht besonders breit und überhaupt sehr arbiträr sind – nicht zuletzt, wenn Bevölkerungen von 80 oder gar 330 Millionen betroffen sind. Die freiheitliche Demokratie ordnet das Prozedere, wie man Leute bestimmt, die konkrete Probleme lösen sollen – und vor allem auch, wie man sie wieder loswird, wenn sie es verbockt haben. Das langfristige Ziel der freiheitlich-demokratischen Ordnung muss es sein, dass Menschen ihre eigenen Geschicke möglichst unbehelligt vom Staat bestimmen können, nicht dass ein Kollektiv über andere siegt und bestimmt. Vance hat schon einen richtigen Punkt: Bürger haben Einsicht. Und genau deswegen sollte man sie machen lassen. Das heißt vor allem eins: weniger Politik.

Das Datum für das jährliche Gipfeltreffen der Freiheit steht fest: Der Open Summit 2025 kehrt am 27. September nach Berlin zurück – erneut in die „Alte Münze“. Mit unserem Early-Bird-Special gibt es aktuell 50 % Rabatt auf den regulären Ticketpreis. Der Rabattcode ist: „Heimathafen“

Auch dieses Jahr bringt der Summit all jene zusammen, die genug haben vom ewigen Nörgeln und Jammern. Stattdessen gibt es echte Debatten, lebendigen Austausch und frische Perspektiven. Dazu viele neue und alte Bekannte, eine ordentliche Portion Energie und jede Menge Optimismus

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Heute, vor 207 Jahren, am 14. Februar 1818, wurde Frederick Douglass geboren – ein Mann, der sich aus der Sklaverei befreite und zu einem der einflussreichsten Freiheitsaktivisten des 19. Jahrhunderts wurde. Geboren im US-Bundesstaat Maryland, entkam er der Unterdrückung, bildete sich selbst weiter und wurde zu einer der stärksten Stimmen gegen ein System, das Menschen all ihrer individuellen Rechte beraubte. Seine Autobiografie „Narrative of the Life of Frederick Douglass, an American Slave“ aus dem

Jahr 1845 öffnete unzähligen Menschen die Augen – nicht nur für die Gräuel der Sklaverei, sondern auch für die Kraft der Eigenverantwortung. Sein Werk trug maßgeblich dazu bei, die Abschaffung der Sklaverei 1865 voranzutreiben und machte Douglass zu einer der prägenden Figuren der amerikanischen Freiheitsbewegung.

Doch sein Kampf endete nicht mit der formellen Abschaffung der Sklaverei. Douglass setzte sich unermüdlich für gleiche Rechte ein, ohne den Staat als Heilsbringer zu verklären. Für ihn lag das Problem nicht in der US-Verfassung selbst, sondern in der mangelnden Umsetzung ihrer Freiheitsversprechen. Sein Denken war geprägt von der Überzeugung, dass wahre Gleichheit durch Chancengleichheit entsteht – nicht durch staatliche Zwangsmaßnahmen. Seine legendäre Rede „What to the Slave is the Fourth of July?“ bleibt bis heute ein mahnendes Plädoyer gegen staatliche Willkür und für echte Selbstbestimmung. Frederick Douglass war nicht nur ein Kämpfer gegen die Sklaverei, sondern ein entschiedener Verfechter der individuellen Freiheit.