Am 7. November lud der Bundespräsident ein zu einem Festakt zum 35. Jahrestag des Mauerfalls. Als einer der Festredner wurde der Schriftsteller Marko Martin eingeladen. In den 16 Minuten, die seine Ansprache dauerte, wurde der Gastgeber und Hausherr sichtlich immer ungehaltener und erboster. Denn in guter dissidentischer Tradition – Martin stammt aus einer Dissidentenfamilie hat sich der Autor nicht geschmeidig angepasst, sondern den Mächtigen in ihrem eigenen Schloss schonungslos seinen Blick auf die Dinge ins Gesicht gesagt. Nicht hinterm Rücken, nicht nur als Kommentar im Netz, nicht inmitten lauter Gleichgesinnter. Sondern direkt, anständig, aber knallhart ins Gesicht. (Der Bundespräsident zeigte sich deutlich weniger souverän in seiner Reaktion …) Die Rede ist es wirklich wert, gelesen (oder gehört) zu werden und sollte eigentlich von der Bundeszentrale für politische Bildung an alle Schulen geschickt werden. So geht republikanischer Geist.

Wir sind übrigens sehr stolz, dass Marko Martin erst vor wenigen Monaten als Gastredner bei unserer Taverne war …

Die ersten drei Staffeln von 7 vs. Wild habe ich bereits begeistert verfolgt. Besonders der Aspekt der Isolation und des Überlebens hat mich dabei fasziniert. In der neuen, vierten Staffel geht es nun in eine Teams-Edition: Sieben Teilnehmer werden in Neuseeland ausgesetzt, das Szenario ist ein Flugzeugabsturz. Mit dabei ist eine bunte Mischung an durchaus bewusst selektionierten, illustren Gestalten, die wohl einen Querschnitt der Gesellschaft darstellen sollen.

Da sind da zum einen zwei absolute Survival- und Outdoor-Experten, der Biologe Joe Vogel und der Ex-Elitesoldat Stefan Hinkelmann. Dann ist da Joey Kelly – bekannt als Extremsportler und Musiker. Und dann sind noch mit dabei Flying-Uwe, JuliaBeautix, LetsHugo und Selfiesandra und damit vier Teilnehmer aus der Online-Welt, die mit Outdoor und Survival so mal gar nichts am Hut haben.

Spannend an der diesjährigen Staffel ist neben der Extremsituation vor allem die Gruppendynamik: Bereits von Anfang an zeigt sich die Tendenz, aneinander vorbeizureden. Ein potenziell großer Konflikt zeichnet sich immer mehr ab.

Die entstehende Dynamik verdeutlicht, wie leicht Missverständnisse entstehen können und wie schwer es sein kann, echte Verständigung zu erreichen.

Jeder der Teilnehmer bringt seine eigene Perspektive und Erfahrung mit, doch anstatt voneinander zu lernen, führt der ständige Druck der Extremsituation und das Beharren auf dem eigenen Standpunkt oft zu Frustration und Misskommunikation.

Psychologisch ist das sehr interessant, denn es zeigt, wie leicht Menschen in schwierigen Situationen die Fähigkeit verlieren, wirklich zuzuhören und gemeinsam Lösungen zu finden. Die vierte Staffel bietet einerseits großes Entertainment, aber ist auch ein Sinnbild für eine Gesellschaft, in der immer weniger gewaltfrei miteinander und immer mehr übereinander oder aneinander vorbei gesprochen wird. Die Staffel regt dazu an, darüber nachzudenken, wie wichtig echte Kommunikation und Empathie sind – nicht nur in Survival-Situationen, sondern auch im Alltag.

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Der amerikanische Ökonom Mancur Olson hat bereits 1985 mit seinem Buch „Aufstieg und Niedergang von Nationen“ („The Rise and Decline of Nations“) seine Theorie des kollektiven Handels auf Länder und Staaten übertragen. Dabei hat er die Entwicklung von Staaten nach dem 2. Weltkrieg untersucht und die dargestellt, dass Japan und Deutschland sich nicht nur deshalb besser als andere Länder entwickelt hätten, weil dort ein großer Wiederaufbau notwendig war und deshalb ein Nachholbedarf vorhanden war. Dies würde als Begründung alleine nicht ausreichen, da auch andere vergleichbare westliche Staaten in der Nachkriegszeit wie Frankreich und Großbritannien zerstört waren. Seine These war, dass dies wesentlich am Zurückdrängen von einflussreichen Interessengruppen lag. Sie konnten Entscheidungsprozesse nicht durch ihre Partikularinteressen aufhalten. Heute ist das leider wieder anders und gleichzeitig der Grund, wieso wir an Bürokratie ersticken. Was hilft? Allgemeine, abstrakte Regel, die für alle gleich sind. Also, weniger Einzelfallgerechtigkeit und insgesamt weniger Regelungen (Gesetze).

Wem unsere Newsletter-Kategorie „Weltbeweger“ gefällt, der sollte unbedingt den Newsletter oder den Substack „Zeitsprung“ von Leo Dihlmann abonnieren. Der Autor hat einen regulären Job als Produktmanager beim Medienkonzern The Pioneer, ist aber so fasziniert von der Rolle, die einzelne Menschen in der Geschichte gespielt haben, dass er sich ein Hobby zugelegt hat, das er auf professionellem Niveau betreibt. Woche für Woche rückt er in gut lesbaren, aber durchaus umfassenden Kurzportraits Heldinnen und Helden des Alltags in den Fokus seiner Leserschaft. Wer sich weiter informieren will, findet am Ende des Beitrags auch immer noch ein paar Hinweise, wo man sich noch intensiver mit der Person beschäftigen kann, um die es geht. Dihlmann trägt durch diese beharrliche Arbeit dazu bei, dass man besser versteht, wie wesentlich für den Verlauf der Geschichte und für das Überleben von Menschlichkeit diejenigen sind, die kaum einmal Denkmäler oder auch nur eine Zeile im Geschichtsbuch erhalten.

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Zwischen zwei Weltkriegen, als die Moderne ihren Triumph feierte und bevor es die Nationalsozialisten an die Macht schafften, ja, da gab es einen Augenblick in der Geschichte, in dem man wirklich frei fühlen konnte: Die „Goldenen Zwanziger“. Dieses Gefühl zieht sich zumindest durch Hemingways Memoiren.
Der Autor beschreibt in dem Buch sein Leben im Paris der 20er Jahre und seinen Weg zum Schriftsteller. Dabei begegnet er Gertrude Stein und ihrer Lebensgefährtin, bringt einem Bekannten Opium, fährt mit Scott Fitzgerald in einem kaputten Wagen durch Frankreich und lernt, anders zu schreiben als es die Schriftsteller vor ihm getan haben. Hemingway wollte mit dem Buch diese prägende Zeit einfangen und seine Freunde verewigen, aber er fängt damit auch einen Freiheitsgeist ein, der uns heute noch beflügeln kann.