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–0,1%. Deutschlands BIP ist im zweiten Quartal gesunken. Die Schwächephase der deutschen Wirtschaft hält damit schon länger an. Gleichzeitig zeigt ein Blick über den Teich, wie es besser geht: die Vereinigten Staaten wachsen zurzeit fleißig weiter. So weit müssen wir aber gar nicht schauen. Auch in der Eurozone, bei unseren direkten Nachbarn, sieht es rosiger aus als bei uns.
Die grauen Wolken hängen hier in Deutschland insbesondere über der Industrie. Angesichts hoher Steuern und enormer Energiepreise liebäugelt so manches Unternehmen mit anderen Standorten. Was also tun gegen den Niedergang der Industrie, die doch, so zumindest der Tenor, das Fundament des deutschen Wohlstandes ist?
Aber dieser Tenor ist grundfalsch. Die ursprünglich starke deutsche Industrie – und auch die Industrialisierung generell – ist nämlich lediglich das Symptom eines funktionierenden Wirtschaftssystems, in dem innovative und engagierte Unternehmer in freier Konkurrenz und innerhalb eines gesicherten Rechtsrahmens um die Gunst der Konsumenten wetteifern. Das ist es, was Deutschland lange Zeit ausgezeichnet hat und den Grundstein für die erfolgreiche Entwicklung der Bundesrepublik gelegt hat. Der Versuch, nun die Industrie – oder andere Sektoren – durch Einzelmaßnahmen zu schützen, ist somit vorrangig ein Herumdoktern an den Symptomen. Zwar mag es hie und da sinnvolle Maßnahmen geben, etwa eine geänderte staatliche Energiepolitik (es ist ja doch schwer vorstellbar, eine schlechtere Energiepolitik zu betreiben, als es Deutschland in den letzten Jahrzehnten getan hat). Aber entscheidend ist das Fundament: ein offenes Wirtschaftssystem, in dem jede die Freiheit hat, ihre Ideen am Markt zu testen, gleichzeitig aber auch verantwortlich dafür ist, welche Risiken sie eingeht. Notwendig ist also die radikale Abkehr von Energiepolitik, Industriepolitik und Co, die ein Herumdoktern an Symptomen darstellen. Und stattdessen die Hinwendung zu grundsätzlichen Systemfragen.