Meine Buchempfehlung (vielleicht auch zu Weihnachten) ist ein Werk von Hubert Wolf, Professor für Kirchengeschichte in Münster: „Die geheimen Archive des Vatikan und was sie über die Kirche verraten“. Darin gibt er uns einen spannenden Einblick in die Vatikanischen Archive und untersucht die Rolle Papst Pius‘ XII (1939-1958) in der Zeit des Nationalsozialismus und der Judenverfolgung – ein streckenweise dunkles Kapitel der katholischen Hierarchie. Interessant ist auch die Auseinandersetzung der Kirche mit den Erkenntnissen der Naturwissenschaften. An der Katholischen Kirche ist faszinierend, dass sie in ihrem langen Wirken über 2.000 Jahre zahlreiche Wendungen und Anpassungen vorgenommen hat, die im Zeitraffer kurz erscheinen, die aber oft über Hunderte von Jahren vollzogen wurden und immer noch nicht abgeschlossen sind.
Der Umgang mit Erkenntnissen der Naturwissenschaften, mit Gelehrten wie Galileo Galilei und Charles Darwin, zeigt, dass die Offiziellen der Kirche oft geirrt haben, dass sich die Institution Kirche über einen langen Zeitraum einem Lernprozess aussetze musste, der oftmals sehr pragmatisch war. So war die Zensur von Büchern ein beliebtes Instrument der Kontrolle über Inhalt und Lehre der Kirche und des übrigen Gesellschaftslebens. Die Kirche hatte durch die Klöster, in denen Bücher abgeschrieben und vervielfältigt wurden, eine Art Monopol über deren Inhalte. Das Verbot von Büchern war daher ein Verbot von Informationen. Erst mit der Erfindung des Buchdrucks und der kirchenunabhängigen Vervielfältigung von Büchern war die Zensur und der Index verbotener Bücher „nur noch“ ein Instrument der innerkirchlichen Disziplinierung. So machte es die Katholische Kirche dann auch. Außerhalb war dies nicht mehr möglich. Kurz gesagt: Wettbewerb schafft Freiheit – auch die Meinungsfreiheit.